Eine ganz seltsame Faszination geht für Chiara von der eleganten Wohnung aus, die sie immer dienstags an Stelle ihrer Freundin Leonie, die sich für mehrere Wochen in New York aufhält, putzen muss. Sie lebt sich rasch in der Welt des unbekannten Eigentümers ein, versucht sich aus seiner Einrichtung, seiner Kleidung und anderen Details ein Bild von ihm zu machen. Ein Schriftsteller offenbar. Darauf deutet alles hin. An kleinen Gesten - ein Körbchen mit Süßigkeiten, eine Tafel Schokolade - spürt sie seine Aufmerksamkeit. Eines Tages liest sie eine Geschichte, die in losen Blättern auf dem Schreibtisch liegt; eine Geschichte, die mit ihrem eigenen Leben eng verbunden scheint. Und an all den folgenden Dienstagen wiederholt sich dies aufs Neue. Woher weiß er so genau Bescheid über ihr Leben, wieso nimmt er immer stärker Anteil? Bevor es zu einer Auflösung der rätselhaften Umstände kommt und Chiara den Unbekannten kennenlernen kann, kommt ihre Freundin zurück und Chiara macht sich auf den Weg zurück nach Italien, von wo sie wegen einer peinlichen Liebesaffäre geflohen war. - Ein schmaler, zügig erzählter Roman, der im Wesentlichen trotz einiger Seitenstränge auf diese psychologisch interessante und fesselnde Geschichte einer unerfüllten (Liebes-)Phantasie beschränkt bleibt. Mancher Leser mag die Auflösung der mysteriösen Ereignisse und das fehlende Happy End vermissen, dennoch ist der originelle Roman des bekannten Autors sehr lesenswert.
Personen: Bayer Thommie
Bay
Bayer Thommie:
Weißer Zug nach Süden / Thommie Bayer. - München [u.a.] : Piper, 2015. - 143 S.
ISBN 978-3-492-05610-6 fest geb. : 15,29
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