Steinhöfel, Andreas
Rico, Oskar und das Herzgebreche
Buch

Die Geschichte von Rico und Oskar geht weiter und beginnt genau da, wo Band 1 endet: Die beiden Jungen hatten Mister 2000 überführt und Rico war dabei im Krankenhaus gelandet, allerdings auch als Held im Fernsehen und in der Zeitung. Die ganze Geschichte hatte er dann auf Wunsch seines Lehrers aufgeschrieben und dazu noch alles über seine Familie, den Bühl, den er sich als Vater ausgesucht hat, und Jule, in die er verliebt ist, und über die Einsamkeit von Frau Dahling ? mehr jedenfalls, als der Wehmeyer, sein Lehrer, ihm aufgegeben hatte zu schreiben. "Für jemanden, der tiefbegabt ist und ins Förderzentrum geht, weil er einen Kopf wie eine Bingotrommel hat, ist ein Tagebuch die Erfindung des Jahrhunderts", findet Rico, und so schreibt er einfach weiter. Dass auch Band 2 aus Ricos Perspektive geschrieben ist, zeigt allein schon das "Herzgebreche" in Ricos Welt, einer undurchschaubaren Welt voller Rätsel und Geheimnisse. So naiv, wie Rico scheint, sind auch seine Überlegungen zum Lauf der Dinge, die wiederum so hintergründig und tiefsinnig sind, dass man meint, kein Autor könne sie kindgemäß vermitteln. Steinhöfel kann. Und so darf sich der Leser mit Rico Gedanken machen über Mädchen, die ihn nicht küssen, und über Väter, die böse sind oder Abstand brauchen, über Mütter, die sich nicht zu helfen wissen oder niemanden lieben können außer sich selbst ? Dinge, die es in unserer Gesellschaft und nicht nur in Ricos Welt immer geben wird und die er nicht wegschließen darf, "weil sie dann immer noch da wären". Aber an der Oberfläche ist eine nicht minder spannend erzählte Geschichte von Rico und Oskar, von den Eltern und vom Bühl herausgekommen als die in Band 1, nur dass der Leser nun schon die Hintergründe kennt und mit der Denkweise der beiden Jungen von Anfang an richtig umzugehen weiß. Wieder geraten die Beiden in eine schier ausweglose Situa-tion, und auch wenn sie keine Helden sind, sondern kleine Jungen mit Ängsten und Befürchtungen, sind sie mutig und entschlossen, den Dingen auf den Grund zu gehen ? und die Überwindung ihrer Angst macht sie eben doch zu kleinen Helden. Diesmal trägt Oskar keinen Helm, schließlich ermitteln sie inkognito. Und das, was ihnen da schwant und was sie herausfinden, ist ganz schön schlimm. So schlimm, dass sie nicht mal den Bühl um Hilfe angehen können, denn ? oh Schreck ? Ricos Mutter ist in das kriminelle Geschehen verwickelt und hilft beim Betrug mit billig gewonnenen Handtaschen. Was für eine kriminalistische Herausforderung, diesen Fall zu lösen und die wahren Schuldigen zu überführen, vor allem, weil sich wieder mal die undurchschaubarsten Menschen und Ereignisse damit verbinden. Doch es hilft alles nichts. Einmal begonnen, müssen die Beiden da durch ? oder, wie Rico sagt: Sellawie! Einfühlsam und überzeugend gelingt Andreas Steinhöfel eine schöne Geschichte über Familie und gegenseitige Verantwortung aus der Sicht eines 10-Jährigen, der stellvertretend für seinen gleichaltrigen Leser steht. Ein Buch, das auch dem erwachsenen Leser überzeugende (längst vergessene) Einsichten in die Kinderseele liefert und um Verständnis für beide Seiten wirbt.


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Personen: Steinhöfel, Andreas

Steinhöfel, Andreas:
Rico, Oskar und das Herzgebreche. - Hamburg : Carlsen, 2009. - 268 S. : Ill.
ISBN 978-3-551-55459-8 fest geb. : EUR 2,25

Zugangsnummer: 2020/9343 - Barcode: 2-9456665-7-00013670-9
Kinderbuch 9 bis 12 Jahre - Signatur: 5.1 Stein - Buch