Brooks, Kevin
Medium der interaktiven Leseförderung Antolin The road of the dead Roman
Buch

Kevin Brooks gehört zu jenen Gegenwartsautoren, die sich aktuellen Themen und Problemfeldern stellen und sie für Jugendliche aufarbeiten. In seinem Roman The Road of the Dead wird die Suche der beiden Brüder Ruben und Cole nach dem Mörder ihrer Schwester in eindringlicher Sprache, düsteren Bildern und einer Spirale voller Gewalt geschildert, die erneut die Erzählkraft eines Kevin Brooks unterstreicht. Zu Recht stehen seine Romane immer wieder auf den Nominierungslisten zum Deutschen Jugendliteraturpreis! The Road of the Dead blickt ebenfalls auf Nominierungen zurück: Der Roman war für den Edgar Allan Poe Award 2007 in der Kategorie Best Young Adult sowie für die Carnegie Medal 2007 nominiert. Die Handlung beginnt in einer regnerischen Frühlingsnacht, in der der 14-jährige Ruben spürt, wie seine 19-jährige Schwester Rachel ermordet wird. Ihr Leichnam, nackt und vergewaltigt, wird in Lychcombe gefunden. Sie besuchte dort ihre alte Schulfreundin Abbie und deren Mann Vince. Die Polizei versucht zu helfen, doch die Brüder Cole und Ruben machen sich auf dem Weg nach Lychcombe, um den Mörder zu finden, damit der Leichnam von Rachel beerdigt werden und die Mutter etwas Ruhe finden kann. Ruben, der die Gedanken und Gefühle seines Bruders Cole lesen kann, begleitet ihn. Ruben und Cole leben mit ihrer Mutter und betreiben einen Schrottplatz. Der Vater, der zum "fahrenden Volk", zu "Zigeunern" - so die Bezeichnung im Roman - gehört, sitzt wegen Totschlags im Gefängnis. Erst im Laufe der Handlung kristallisiert sich seine Geschichte heraus und Ruben, der das Gespräch mit dem Vater immer gemieden hat, taucht in seine Gedankenwelt ein und lernt, ihn zu verstehen. Cole und Ruben treffen in Lychcombe auf Menschen, die sich durch Vorurteile, Einfältigkeit und Gewalt leiten lassen. Auch hier zeigt sich Brooks Erzählkraft, denn er zeichnet die Bewohner präzise nach. Den Brüdern schlägt blinder Hass, Gewalt, aber auch Angst entgegen und sie spüren, dass hinter dem Mord ihrer Schwester viel mehr steckt. In Lychcombe begegnen sie auch einer Gruppe von "Zigeunern", die dort seit einiger Zeit leben. Es ist vor allem das Mädchen Jess, das den Kontakt zu den Jungen sucht. Sie helfen und unterstützen die Brüder, da auch sie die Gewalt und die Vorurteile der Bewohner kennen lernten. Die Bilder sind dicht, in denen die Handlung erzählt wird. Detailliert sind die Beschreibungen der Landschaft, nämlich die des Moores, sowie die Tristess und Düsterkeit des Dorfes Lychcombe, die sich auch in den Menschen widerspiegelt. Cole und Ruben begegnen einer ihnen fremden Welt. "Wir hatten inzwischen die saftigen grünen Wiesen hinter uns gelassen und fuhren mitten hinein in das Moorgebiet. Die Straße vor uns, die sich endlose Anhöhen hinaufzog, wurde schmaler, düsterer und immer wilder und in der Ferne verdunkelte sich die Landschaft unter den Schatten drohender Berge. Der Himmel über dem Moor war grau und unendlich und die Luft wurde von Minute zu Minute kälter. Alles wirkte blass und leblos, das knochenweiße Gras am Straßenrand, die riesigen, über die Anhöhen verteilten Findlinge, die bleichen Berge im Hintergrund. Die Leere ging endlos weiter. Es gab keine Häuser, keine Autos, keine Läden, keine Menschen, kein Garnichts". Solche feinsinnigen Beschreibungen wechseln sich mit kaltblütigen Gewaltszenen ab, in denen Ruben, Cole und Jess von den Bewohnern terrorisiert werden. "Der kleine Hund ging zu Boden. Er winselte noch ein bisschen und versuchte wieder aufzustehen, doch Red traf ihn noch einmal, jetzt fester, und ich hörte etwas knacken . und diesmal stand Tripe nicht mehr auf". Cole reagiert mit Gegengewalt, verteidigt seinen Bruder und nimmt den Kampf auf. Ob er jemanden tötet, bleibt offen. Brooks verschweigt die Gewalt nicht, sondern zeichnet sie detailliert nach. Ruben mahnt Cole zu Vorsicht, doch am Ende bleibt es dem Leser oder der Leserin überlassen, über die Gewalt im Roman nachzudenken, zu sprechen und sich zu fragen, ob Rache die einzige Lösung der Brüder ist oder ob Cole von Rache getrieben wird. Hierin liegt das Besondere und zugleich das Schwierige des Romans: Es gibt keinen wertenden, moralischen Erzähler, sondern man muss über die Beweggründe der einzelnen Figuren selber urteilen. Ungewöhnlich ist auch der Sprachstil von Brooks: Der Leser oder die Leserin erlebt die Handlung aus Rubens Sicht, spürt das, was er selber erlebt, direkte und indirekte Rede wechseln sich ab, mischen sich mit Slang und der Jugendsprache. Doch obwohl Ruben als Ich-Erzähler fungiert, wird dadurch, dass er Gedanken seines Bruders lesen und spüren kann, die Perspektive erweitert und man erfährt mehr über Cole. Das Ende der Geschichte bleibt offen, die Brüder haben den Mörder gefunden, verlassen das Dorf und möchten nach London zurückkehren. "Ich wusste, dass es nicht vorbei war, und ich wusste, es würde nie vorbei sein", so Ruben. Doch wichtig sind der Zusammenhalt der Brüder und das Verständnis füreinander. Kevin Brooks ist erneut ein ungewöhnlicher, ein spannender Kriminalroman gelungen, der sicherlich einige Diskussion auslösen wird oder bereits ausgelöst hat. Es ist kein Kriminalroman, der zwischen Schwarz und Weiß klare Grenzen zieht. Es ist aber ein Roman, der ein erschreckendes Bild der Gesellschaft nachzeichnet und einen auch nach der Lektüre beschäftigt. Mit seiner Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis hat die Jury erneut bewiesen, dass die Jugendliteratur keine leichte Kost ist (bzw. sein muss) und sehr wohl den jugendlichen Leser und die jugendliche Leserin ernst nimmt, diese herausfordert und zum kritischen Nachdenken zwingt! *Alliteratus* Jana Mikota


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Personen: Brooks, Kevin

Schlagwörter: Gewalt Vorurteile Antolin Klasse-9

Interessenkreis: Krimi

5.2 Brook

Brooks, Kevin:
¬The¬ road of the dead : Roman / Kevin Brooks. Aus dem Engl. von Uwe-Michael Gutzschhahn. - dt. Erstausg. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2008. - 349 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-423-71286-6 kart. : Eur 11,95

Zugangsnummer: 2011/0019 - Barcode: 2-9187339-0-00001796-1
Jugendromane ab 13 J. - Buch