Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz kommen in Interviews zu Wort. (GE) Die Leidensgeschichten aus den Konzentrationslagern des Dritten Reiches wurden nach Kriegsende viel zu lange verdrängt und tabuisiert. Dafür gibt es Gründe. Einmal sind da die Überlebenden selbst, die, eben dem Tode entronnen, nicht fähig waren, über das ihnen zugefügte Leid zu sprechen. Und auf der anderen Seite sind es die "Außenstehenden", welche selber an der Kriegs- oder Heimatfront gelitten hatten oder einfach einsehen mussten, dass sie keinem mächtigen, edlen Führer gefolgt waren. Man wollte die Verbrechen des Nationalsozialismus rasch vergessen und endlich in Frieden leben. Sein Gewissen erleichterte man dadurch, indem man die Existenz der Lager entweder abstritt oder einfach nichts wusste, weil man nichts wissen wollte. Bevor die letzten Insassen der Konzentrationslager aus Altersgründen sterben werden, haben einige von ihnen sich zum Ziel gesetzt, ihr Schweigen zu brechen und den Menschen mit Vorträgen davon zu berichten, was sie in ihren jungen Jahren Schreckliches erleiden mussten. Dieses Berichten geschieht vor allem auch, um eine Wiederholung derartiger Verbrechen zu vermeiden. Susanne Beyer und Martin Doerry haben in diesem Buch zusammengestellt, was SPIEGEL-Redakteure anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch zwanzig behutsame Interviews mit noch lebenden Überlebenden, in der Mehrzahl Juden, erfahren haben. Man muss diese Interviews lesen, auch wenn manche Passagen emotional nur schwer zu ertragen sind. Völlig unverständlich, dass es viele Menschen gibt, die unter dieses düstere Kapitel schon seit langer Zeit einen Schlussstrich ziehen wollen. Diesen Erledigungshaken darf es nicht geben. Ermutigend scheint, dass gerade viele junge Menschen sich mit diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte befassen - dieses Buch bietet eine gute Möglichkeit dazu.

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Personen: Beyer, Susanne Doerry, Martin Abé, Nicola