Das Bild aus dem Gemeinschaftszentrum Volkehuset Absalon auf dem Cover dieser Ausgabe steht stellvertretend für unsere soziokulturelle Wirklichkeit: Jung und Alt kommen hier zum Essen und für Freizeitaktivitäten zusammen - vor der Umnutzung verzeichnete die ehemalige Kirche lange nicht so eine Besucher*innendichte wie heute.
Die sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der evange- lischen Kirche Deutschlands von 2023 stellt fest, dass sowohl Kirchenbindung als auch Religiosität zurückgehen. Das können Sie wahrscheinlich aus Ihrem Umfeld und auch aus Ihrer Schüler*innenschaft bestätigen. Die jüngsten Generationen sind selten religiös sozialisiert, wenige fühlen sich von kirchlichen Angeboten angesprochen oder bezeichnen sich als gläubig. Die Gottesfrage ist in einer säkularen Welt alles andere als selbstverständlich geworden. Die moderne Gesellschaft funktioniert in ihrer Eigenlogik, die meisten Menschen meistern ihren Alltag auch ohne Gott. Was bedeutet das für die Rolle des Glaubens im Religionsunterricht?
Zunächst beschreibt Dr. Andreas Verhülsdonk die demografische Entwicklung der religiösen Landschaft in Deutschland und führt aus kirchlicher Perspektive aus, was dies für die Ziele und Inhalte des Religionsunterrichts bedeuten kann. Die Religionspädagogin Elisabeth Fock nennt hieran anknüpfend Herausforderungen im und für den Religionsunterricht und zeigt dafür entsprechende Handlungsperspektiven auf.
Der Fundamentaltheologe Dr. Benedikt Rediker beleuchtet, wie von Gott heute gesprochen, wie das Verhältnis von Gott und Welt gedacht werden kann und wie Glauben in einer zu- nehmend religionslosen Zeit möglich ist. Die Thematisierung der Gotteserfahrung im Religionsunterricht nimmt Religions- lehrerin Barbara Rediker in den Blick und beschreibt, wie der Religionsunterricht eine Sehschule für die mehrdimensionale Wahrnehmung und Deutung der Wirklichkeit werden kann und insofern einen Beitrag zu Pluralitätsoffenheit und Ambi- guitätstoleranz leisten kann.
Im Angesicht der pluralen Gesellschaft und rückgängiger Religiosität wird spitz gefragt: "Muss der Glaube raus aus den Schulen?" Frau Ordinariatsrätin Susanne Orth argumentiert für die Wichtigkeit des konfessionellen Religionsunterrichts vor dem Hintergrund der mehrfach geäußerten Forderung nach neutraler Religionskunde. Die Frage nach der Bedeutung von Religion in der Schule nimmt der Fachberater Bruno Strnad auf. Religionsgemeinschaften müssen ihm zufolge ihren spezifisch religiösen Beitrag, den sie zum gesamtgesellschaftlichen Nutzen einspielen wollen, plausibilisieren. Er skizziert ein Verständnis religiöser Traditionen als Ressourcen, deren Erforschung und Nutzbarmachen im Religionsunterricht stattfinden könnte.
Welche Rolle hat das (Nicht)Glauben im Ethikunterricht? Die beiden Ethiklehrer*innen Patrik Walter und Dr. Brita Hempel berichten aus der Berufsschule, welche Einheiten Themen des Glaubens berühren und inwiefern Fragen des Glaubens von den Schüler*innen als wichtig erachtet werden.
Aus der ignatianischen Pädagogik heraus erläutern Ulrike Gentner und Mathias Molzberger, warum es die Kompetenz von Schüler*innen fördert, sie zum Widerspruch aus Loyalität zu ermutigen.
Zur Leitfrage: Welche Rolle spielt der Glaube für ein gutes Leben und für unser Heil? hat Theologin und Religionslehrerin Dr. Anna Jürgens eine Unterrichtsstunde entworfen.
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: IRP Impulse
Personen: Institut für Religionspädagogik
14.13.1.107
Institut für Religionspädagogik:
IRP Impulse 2023/Herbst : Die Rolle des Glaubens im Religionsunterricht / Institut für Religionspädagogik. - Freiburg : Institut für Religionspädagogik der Erzdiözese Fre. - 63 Seiten. - (IRP Impulse; Herbst : 2023)
ISBN 978-3-96003-217-5
Impulse - Zeitschrift