Dass sich die Geisteswissenschaftliche Pädagogik nach 1945 an den westdeutschen Universitäten erneut als bestimmende wissenschaftstheoretische Richtung etablieren konnte, ist - schon aufgrund der Nähe einiger ihrer Vertreter zur NS-Ideologie - keineswegs selbstverständlich. Der Beitrag untersucht die symbolischen Praktiken, mit denen Protagonisten Geisteswissenschaftlicher Pädagogik ihr Wissen wiederum als zeitgemäße Antwort auf aktuelle Herausforderungen präsentieren konnten. Innerhalb eines allgemeinen NS- Bewältigungsdiskurses, der den Nationalsozialismus als Folge einer destruktiven 'nihilistischen' und technikverfallenen Moderne interpretierte, konnte man wertorientierte geisteswissenschaftliche Vernunft und 'abendländisch-humanistische Bildung' als Widerstandskräfte gegen die moderne 'Technokratie' in Stellung bringen.
It was not self-evident that 'Geisteswissenschaftliche Pädagogik' would be re-established in West-German universities after 1945 because of some scholars' closeness to Nazi ideology. This contribution examines the symbolic practices with which the protagonists presented their form of knowledge as a contemporary response to current challenges. Within a general discourse, which interpreted National Socialism as a result of a destructive 'nihilistic' technological modernity, value-orientated spiritual sciences and 'abendländisch'-humanistic education could be placed as resistance forces against modern 'technocracy'.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 2017/Beiheft 63
(2017)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Kurig, Julia
Kurig, Julia:
"Abendländische Bildung" gegen den "Geist der Technokratie" : zur Rekonstruktion geisteswissenschaftlicher Wissensformen und humanistischer Bildungskonzepte im pädagogischen Diskurs der frühen Nachkriegszeit / Julia Kurig, 2017. - Seite 16-33 - (Zeitschrift für Pädagogik) Wissen machen
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