In diesem Aufsatz wird nach Herkunft und Zusammenhang von modernem Staat und moderner Schulverfassung gefragt. Es wird gezeigt, wie die moderne Schule in ihren konstitutiven Zügen zusammen mit dem modernen Staat entsteht und wie dieser nach den Prinzipien der politischen Theorie Hobbes als souveräner Staat erstmals im Absolutismus Gestalt gewinnt. Die technokratisch-entpersönlichenden Tendenzen, die dem souveränen Staat von Anfang an eigentümlich sind, verändern das überkommene Schulwesen und suchen es - more geometrico - auf ein neues Fundament zu stellen. Die "wilhelminische Lernschule" ist ein Höhepunkt in dieser Entwicklung. Die Reformpädagogische Bewegung sagt den entpersonalisierenden und entfremdenden Mechanismen dieser Schule den Kampf an. Wenn die demokratische Schulreform der 60er und 70er Jahre heute mit Argumenten kritisiert wird, die die Reformpädagogische Bewegung in ähnlicher Weise in ihrer Auseinandersetzung mit der "wilhelminischen Lernschule" benutzte, so ist diese Analogie überraschend. Sie wirft die Frage nach dem politischen und pädagogischen Traditionszusammenhang auf, in dem die jüngste Schulreform steht.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 1983/4
(1983)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Schepp, Heinz-Hermann
Schepp, Heinz-Hermann:
Absolutismus und Schule : zugleich eine Anfrage an die Schulreform der 60er und 70er Jahre / Heinz-Hermann Schepp, 1983. - S.605-627 - (Zeitschrift für Pädagogik)
Zeitschriftenartikel