Ausgehend von Beobachtungen zur bundesrepublikanischen Diskussion um die Scientology-Bewegung werden die grundsätzlichen Muster referiert und problematisiert, in denen Neue Religiöse Bewegungen wahrgenommen werden. Dabei werden staatsbürgerliche und journalistische, theologische und religionswissenschaftliche Diskurse thematisiert und auf ihre gegenseitige Spannung hin befragt. Insbesondere die Zuordnung oder Verweigerung des Prädikates "Religion" erweist sich öfters als theologisch (nicht nur religionswissenschaftlich!) fragwürdig, wenn etwa die Theorie einer Religion mit der Praxis einer anderen verglichen oder "Religion" implizit auf Formen gelingender, altehrwürdiger Lebensbewältigung eingegrenzt wird. Die Studie versteht sich als Beitrag zur Sensibilisierung zwischen Theologie und Religionswissenschaft in der Würdigung und Wahrnehmung Neuer Religiöser Bewegungen. Während die kirchliche Apologetik ein intensives Gespräch über NRB führt, findet ein fundiertes religionswissenschaftliches Gespräch über (und vor allem mit) NRB bisher nur in bescheidenem Maße statt, aber mit oft sehr wichtigen Ergebnissen. Z.B. kann die religionssoziologische empirische Stereotypenforschung dazu beitragen, Klischees zu überwinden und zu einer solideren Einschätzung der Lebenswirklichkeit und geistigen Welt von religiösen Minderheiten zu kommen. Insbesondere erfordert eine elementare wissenschaftliche Fairness eine sehr viel solidere und umfassendere Aufarbeitung und Sammlung des Quellenmaterials über die kulturgeschichtlichen Hintergründe zahlreicher Bewegungen, als sie bisher in Deutschland möglich war.
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2000/4 Zweimonatsschrift
(2000)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Frenschkowski, Marco
Frenschkowski, Marco:
"Den Religionsbegriff rein halten?" : Thesen und Beobachtungen zur Debatte um Scientology und andere Neue religiöse Bewegungen / Marco Frenschkowski, 2000. - S.252-269 - (Evangelische Theologie)
Zeitschriftenartikel