Franz Josef Krafeld geht im Beitrag der Frage nach, wie Politik und Jugendarbeit von ihren Ursprüngen an miteinander verbunden waren. Er zeigt, dass dieses Verhältnis in der relativ kurzen Geschichte der Jugendarbeit von zentralen, richtungsbestimmenden Leitmotiven geprägt war, die sich im Laufe der Jahrzehnte stark wandelten. Krafeld konzentriert sich in diesem Beitrag auf die Frage, welche politischen Aufträge die wechselnden staatlichen Regime dabei der Jugendarbeit zu erteilen versuchten, wobei es immer wieder auch zu starken Autonomisierungen der Jugendarbeit kam. Der Autor unterscheidet vier Entwicklungsphasen: Im Kaiserreich (1900 - 1918) standen Erziehung zum Untertanen und patriotische Wehrertüchtigung im Vordergrund. Die Jugendarbeit der Weimarer Republik, der Nazi-Zeit und der DDR war für den Autor von dem Ziel geprägt, die Jugend weltanschaulich möglichst eindeutig, stabil und langfristig einzubinden, ob für den Klassenkampf, für die völkische Bewegung oder als heldische Kämpfer für "Christus, den König". In der "Wiederaufbauphase" in Westdeutschland war laut Krafeld eine weltanschaulich eingebundene Erziehung zum angepassten "mündigen Staatsbürger" in "formierter Gesellschaft" dominierend. Die vierte Phase bezeichnet der Autor als "zivilgesellschaftlichen Aufbruch" in Westdeutschland. Aktuell sieht Krafeld die Jugendarbeit in einem von der Politik zugedachten Spannungsfeld zwischen ordnungspolitischem und emanzipatorischem Auftrag.
Enthalten in:
deutsche jugend; 2020/10 Zeitschrift für die Jugendarbeit
(2020)
Serie / Reihe: deutsche jugend
Personen: Krafeld, Franz Josef
Krafeld, Franz Josef:
¬Der¬ politische Auftrag der Jugendarbeit : geschichtliche Entwicklungslinien / Franz Josef Krafeld, 2020. - Seite 415-423 - (deutsche jugend) Politik und Jugendarbeit
Zeitschriftenartikel