Die Rede von der Rechtfertigung der Gottlosen und der in Sünde verstrickten Menschen durch Gottes Handeln führt bei Paulus zu einer Analyse der Strukturen und Verstrickungen, die befreiendes Handeln ermöglicht. Vor allem in Klageliedern und -gebeten der Gemeinde werden eigene Leidens- und Erniedrigungserfahrungen zur Sprache gebracht. Das eigene Beteiligtsein wird in der Klage vor Gott wahrnehmbar. So entsteht Ermutigung zum befreienden Handeln trotz der Erfahrung der Globalisierung der Sünde. Die Tora wird mitten in Strukturen der Sünde erfüllbar und im "Wandel" der Glaubenden erfüllt. Die paulinische Tradition ermöglicht heute, das Schreien der Opfer als Gebet zu verstehen. Und die Gebete der Gemeinden, die die eigene Verstrickung in die Strukturen des Todes benennen, können - inspiriert von der paulinischen Tradition - wieder zu öffentlichem und befreiendem Geschrei werden.
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2000/5 Zweimonatsschrift
(2000)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Schottroff, Luise
Schottroff, Luise:
¬Die¬ Lieder und das Geschrei der Glaubenden : Rechtfertigung bei Paulus / Luise Schottroff, 2000. - S.332-347 - (Evangelische Theologie) Rechtfertigung - feministisch
Zeitschriftenartikel