Das Thema der Sünde und des Bösen wird derzeit in der feministischen Theologie unter Einfluss des dekonstruktiven Feminismus neu diskutiert. Maßgebliche Entwürfe kommen von der US-Amerikanerin Kathleen Sands (Escape from Paradise. Evil and Tragedy in Feminist Theology, 1994) und der Brasilianerin Ivone Gebara (Le mal au feminin. Réflexions théologiques à partir du féminisme, 1999). Hatte die ältere feministische Diskussion den Sündenbegriff unmittelbar mit der Patriarchatskritik verbunden und oft mit bipolaren Modellen (vgl. "weibliche Sünde") gearbeitet, wird jetzt die schier unentwirrbare Komplexität des Lebens ins Licht gerückt. Die Erfahrung des Tragischen (Sands), die Verwobenheit von Gut und Böse, die offensichtliche Verbindung von Opferstatus und Mittäterinnenschaft für Frauen führen zu einen hoch-komplexen Begriff des Bösen, der auch die Hoffnung auf Befreiung differenziert.
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2003/5 Zweimonatsschrift
(2003)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Globig, Christine
Globig, Christine:
¬Die¬ Sünde, das Böse: neue Aspekte feministischer Forschung / Christine Globig, 2003. - S.340-345 - (Evangelische Theologie)
Zeitschriftenartikel