Kunstmann, Joachim
Eckharts Mystik des wachen Lebens zum religiösen Grund des Bildungsgedankens
Zeitschriftenartikel

Der Bildungsgedanke gehört zu den faszinierenden Traditionen deutscher Geistesgeschichte. Weitgehend unbekannt ist heute, dass er neben und in seinem (kritischen) Bezug zur Aufklärung mystisches Erbe präsent hält. Humboldt legt Bildung als die freie Entfaltung der Person durch vielfältige Begegnung mit der Welt aus, die sich nicht ohne Wahrnehmungsoffenheit und die Erfahrung von Sinn und Bedeutung verstehen lässt. Hier schlägt das Denken Eckharts durch, der den Bildungsbegriff geprägt und ihn aus dem alle Kreaturen und Bilder umfassenden Urbild Gott heraus gedacht hat. "Entbildung" (als Freiwerden von äußeren und inneren Verhaftungen verstanden) geht dabei mit einem maximal entfalteten Verhältnis zur Welt zusammen, das als "Überbildet werden durch Gott" ausgelegt wird. Wachheit wird zum Grundkennzeichen von Bildung und religiöser Erfahrung gleichermaßen; "Bild" und "Entbildung" finden in moderner Pädagogik, Neurophysiologie und Therapeutik ihren späten Nachhall.

Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2009/1 Zweimonatsschrift (2009)


Serie / Reihe: Evangelische Theologie

Personen: Kunstmann, Joachim

Schlagwörter: Bildung Religion Mystik Geistesgeschichte Eckhart, Meister

Kunstmann, Joachim:
Eckharts Mystik des wachen Lebens : zum religiösen Grund des Bildungsgedankens / Joachim Kunstmann, 2009. - S.36-45 - (Evangelische Theologie)

Zugangsnummer: U-0253877
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