In der Vergangenheit, je und dann auch noch heute, wurden die trennenden Unterschiede zwischen Christen und Juden im Charakter ihrer Hoffnung gesucht. Nicht selten wurde auch behauptet, dass jüdische Hoffnung den Platz einnimmt, an denn für Christen der Glaube steht. damit verbanden sich schematische Fremd- und Selbstwahrnehmungen, die auf beiden Seiten Zerrbilder mit sich brachten: "innerlich schon erlebte Erfüllung" / "Leben im Aufschub, weil heilvolle Daseinsbedingungen noch auf sich warten lassen", "Seelenheil" / "handgreifliche Erlösung", "Ausrichtung aufs Jenseits " / " Haften am Diesseits", "politische Öffentlichkeit" /"individuelle Innerlichkeit". Diese Wahrnehmungsraster gilt es, kritisch zu analysieren und, sofern sie nur Vorurteile nähren, zu überwinden. Denn sie stehen einer Begegnung zwischen Juden und Christen im Wege, einem offenen Gespräch, das zur Rechenschaft über die Hoffung einlädt. Dieses Gespräch wird durch Gottes Gnadentaten hervorgerufen. Ihre Spuren in der jüdischen Geschichte Israels und der Gesichte seit Christus zu entdecken, wird Hoffnung für Juden und Christen wachsen lassen, gleichsam über Kreuz: also gerade dann, wenn Juden und Christen die Zeichen der Erlösung aneinander und füreinander wahrzunehmen lernen.
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2003/5 Zweimonatsschrift
(2003)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Sauter, Gerhard Ochs, Peter (gefeierte Person)
Sauter, Gerhard:
¬Eine¬ gemeinsame Hoffnung von Juden und Christen? / Gerhard Sauter, 2003. - S.346-361 - (Evangelische Theologie)
Zeitschriftenartikel