Die jüngere wissenschaftshistorische Forschung, die hier diskutiert wird, belegt deutlicher als erwartet, wie nah sich auch die geisteswissenschaftliche Erziehungswissenschaft an der politischen Ideologie und am pädagogischen Denken des Nationalsozialismus platziert hat. Gestützt auf ein breites Spektrum an neu erschlossenen Quellen, wird für die Leitfiguren der geisteswissenschaftlichen Pädagogik, vor allem für Nohl undWeniger, eine neue Sicht auf Distanz und Nähe ihrer Arbeit zum Nationalsozialismus eröffnet. Gleichzeitig wird, auch im Kontext weiterer Studien zum Thema, die Frage ungelöst zurückgelassen, an welchen Merkmalen sich überhaupt "nationalsozialistische" Erziehungswissenschaft bzw. ein NS-typisches Erziehungsdenken identifizieren und Differenzen behaupten lassen.
The more recent research on the history of science, discussed here, reveals more clearly than was to be expected how close "geisteswissenschaftliche" pedagogy placed itself to the political ideology and pedagogical thinking of National Socialism. Based on a broad spectrum of newly reconstructed sources, the leading figures of this pedagogy, Nohl and Weniger, in particular, are examined from a new angle as to their work's closeness to or distance from National Socialism. At the same time, within the context of further studies on this subject, the question remains unsolved as to which characteristics as such allow to identify "National Socialist" educational science or a manner of educational thinking typical of National Socialism and to state differences.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 2003/5
(2003)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Tenorth, Heinz-Elmar
Tenorth, Heinz-Elmar:
Gefangen in der eigenen Tradition - Erziehungswissenschaft angesichts des Nationalsozialismus : eine Sammelbesprechung neuerer Veröffentlichungen / Heinz-Elmar Tenorth, 2003. - S.734-755 - (Zeitschrift für Pädagogik)
Zeitschriftenartikel