Martin Nörber zieht anhand neuerer statistischer Daten aus der Dortmunder Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik und anlässlich des jüngsten Fachkongresses Kinder- und Jugendarbeit eine ernüchternde Bilanz für dieses Praxisfeld. Jugendarbeit scheine inzwischen unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung und Wertschätzung zu existieren, stellt er fest. Deutlich sei z.B., dass zwischen einem vergleichbaren Fachkongress im Jahr 2002 und dem Fachkongress 2016 z.B. in der Offenen Jugendarbeit die Zahl der Einrichtungen um 14% und die Zahl der Beschäftigten um 21% zurückgegangen sei. Jugendarbeit als gesetzliches Leistungsangebot partizipiere im Vergleich mit den weiteren Leistungsangeboten des SGB VIII nicht annähernd adäquat an der Gesamtentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe. Der "Ausverkauf" der Kinder- und Jugendarbeit sei somit in vollem Gang und stelle sich als kontinuierlicher Prozess dar, der nicht erst in den vergangenen Jahren begonnen habe. Die Frage, ab wann ein gesetzliches Angebot seinen Status verliere, erscheine plausibel, wenn die im Feld der Kinder- und Jugendhilfe verausgabten öffentlichen Mittel kontinuierlich anstiegen, eines der gesetzlichen Leistungsangebote, die Kinder- und Jugendarbeit, aber kontinuierlich von dieser Entwicklung abgehängt werde und sich somit nachhaltig auf der Verliererseite befinde. Schon lange partizipiere die Jugendarbeit nicht mehr am Wachstum der Kinder- und Jugendhilfe und ebenso wenig an dem hiermit einhergehenden gesellschaftlichen Bedeutungszuwachs, stellt Nörber fest. Der Autor fordert ein Umsteuern.
Enthalten in:
deutsche jugend; 2017/7/8 Zeitschrift für die Jugendarbeit
(2017)
Serie / Reihe: deutsche jugend
Personen: Nörber, Martin
Nörber, Martin:
Jugendarbeit : vom gesetzlichen Leistungsangebot zum privaten Nischenprodukt / Martin Nörber, 2017. - Seite 331-338 - (deutsche jugend) 15. Kinder- und Jugendbericht
Zeitschriftenartikel