Bio- und Lebenswissenschaften werfen aufgrund von Technologiefortschritten und existenziellen Entscheidungen zu Beginn und am Ende des Lebens ethisch-moralische Fragen auf; beispielhaft sei verwiesen auf die genetische Frühdiagnostik, die Stammzellenforschung, die Gentherapie sowie die Neonatologie am Lebensanfang und die Sterbehilfe am Lebensende. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen, u.a. im Zuge der Postmoderne, und eines oft hohen Komplexitätsgrades der bio- und medizinethischen Problemstellungen scheinen gesellschaftliche Übereinkünfte hierzu und übergreifende ethisch-moralische Maßstäbe zunehmend zu diffundieren. Unter Einbezug systemtheoretischer, rechtsphilosophischer und rechtssoziologischer Theorie- und Reflexionsansätze wird im Rahmen dieses Beitrags die These diskutiert, dass die Rechtsprechung, in Anbetracht zu beobachtender erodierender gesellschaftlicher Übereinkünfte und nur sporadischer politischer Debatten, in der Frage und Entscheidung weitreichender medizin- und bioethischer Problemstellungen durch Grundsatzurteile oftmals eine Schlüsselposition einnimmt bzw. vermeintlich einnehmen muss.
Enthalten in:
Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete; 2018/4
(2018)
Serie / Reihe: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
Personen: Moosecker, Jürgen
Moosecker, Jürgen:
Justifizierung ethisch-moralischer Maßstäbe der Gesellschaft im bio- und medizinethischen Kontext? : Zur Frage des normativen Einflusses juristischer Grundsatzurteile im Rahmen der ethischen Bewertung weitreichender medizin- und bioethischer Problemstellungen / Jürgen Moosecker, 2018. - Seite 269-275 - (Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete)
Zeitschriftenartikel