Labsch, Amelie
Nehmen Schüler*innen ohne sonderpädagogische Förderbedarfe in inklusiven Klassen die Beziehung zu ihren Lehrkräften anders wahr als ihre Peers in nicht-inklusiven Klassen?
Zeitschriftenartikel

Zwischen Schüler*innen und Lehrkräften entstehen Beziehungen. Wie Schüler*innen diese wahrnehmen, hängt u.a. von Merkmalen der Schüler*innen wie ihren Leistungen ab, aber auch von Merkmalen der Lernumgebung wie etwa der Klassenkomposition hinsichtlich verschiedener Aspekte. Spätestens seit Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention stellt auch der inklusive Unterricht ein wesentliches Merkmal der Lernumgebung dar, weil dort Schüler*innen mit den unterschiedlichsten physischen, geistigen und kognitiven Voraussetzungen und Unterstützungsbedarfen gemeinsam lernen. Damit geht einher, dass Lehrkräfte die Beziehungen mit ihren Schüler*innen entsprechend der Bedarfe von Schüler*innen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen (SPF) und auch ihren Mitschüler*innen ohne SPF sehr individuell gestalten müssen. Während bereits bekannt ist, dass Schüler*innen mit SPF die Beziehung zu ihren Lehrkräften als weniger gut als ihre Mitschüler*innen ohne SPF im inklusiven Unterricht empfinden, ist bislang unklar, ob dieser Unterschied auf die inklusive Lernumgebung zurückzuführen ist und wie Schüler*innen ohne SPF in inklusiven Klassen diese im Vergleich zu Schüler*innen in nicht-inklusiven Klassen wahrnehmen. Es ist anzunehmen, dass Schüler*innen ohne SPF in inklusiven Klassen die Beziehung als weniger positiv beschreiben als ihre Peers in nicht-inklusiven Klassen. Dies soll mit Daten des INSIDE-Projekts beantwortet werden, wobei sowohl Merkmale der Schüler*innen selbst (z.B. Leistung) als auch der Lernumgebung (z.B. inklusive Klassenkomposition) berücksichtigt werden. Mehrebenenanalytisch betrachtet schätzen Schüler*innen ohne SPF der sechsten Klassenstufe in Abhängigkeit davon, wie viele Schüler*innen mit SPF in den Klassen anwesend sind, die Beziehung zu Lehrkräften nicht anders ein als ihre Peers in nicht-inklusiven Klassen. Allerdings zeigen sich bedeutsame Zusammenhänge zwischen der Beziehung zu Lehrkräften und den Noten sowie Sozialkompetenzen der Schüler*innen.
Relationships develop between students and teachers in the classroom. How students perceive this depends, among other things, on the characteristics of students such as their performance, but also on the characteristics of the learning environment such as the composition of the class. Since the ratification of the UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities, inclusive teaching has also been an essential feature of the learning environment, because students with a wide range of physical, mental and cognitive conditions and support needs should be able to learn together in the same environment. This means that teachers have to form relationships with their students with special educational needs (SEN) and also their classmates without SEN. While it is already known that students with SEN perceive the relationship with their teachers as less good than their peers without SEN, it is not yet clear whether this difference is due to the inclusive learning environment and how students without SEN in inclusive classes perceive the learning environment when compared to students in non-inclusive classes. We predict that students without SEN in inclusive classes will describe the relationship as less positive than their peers in non-inclusive classes. This research question will be answered with data from the INSIDE project, considering the characteristics of the students themselves (e.g ., achievement) as well as the learning environment (e.g., inclusive class composition). Multilevel analyses show that students without SEN in the sixth grade do not assess the relationship with teachers differently than their peers in non-inclusive classes, depending on how many students with SEN are present in the classes. However, there are significant correlations between the relationship with teachers and the students' grades and social skills.

Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 2023/6 (2023)


Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik

Personen: Labsch, Amelie Schmitt, Monja Schüpbach, Marianne

Schlagwörter: Empirische Untersuchung Lehrer-Schüler-Beziehung Inklusion Sekundarstufe Sonderpädagogische Förderung Klassenzusammensetzung

Labsch, Amelie:
Nehmen Schüler*innen ohne sonderpädagogische Förderbedarfe in inklusiven Klassen die Beziehung zu ihren Lehrkräften anders wahr als ihre Peers in nicht-inklusiven Klassen? / Amelie Labsch / Monja Schmitt / Marianne Schüpbach, 2023. - Seite 811-831 - (Zeitschrift für Pädagogik)

Zugangsnummer: U-0426172
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