Ausgehend von den Dialogen, die Rudolf Bultmann (1884-1976) mit seinen jüdischen Schülerinnen und Schülern Hans Jonas und Hannah Arendt und seinem Zeitgenossen Leo Baeck führte, fragt der Beitrag nach Ansätzen des interreligiösen Dialogs in Bultmanns exegetischer Arbeit am Johannesevangelium. Untersucht wird zum einen die kritische Rezeption der typologischen Deutung der Ioudaioi-Stellen im Johannesevangelium im christlich-jüdischen Dialog, zum anderen der in der exegetischen Arbeit am Text zu rekonstruierende Dialog zwischen johanneischer Theologie und Gnosis. Schließlich wird auch im Vergleich mit der historischen Darstellung des Urchristentums im Rahmen der antiken Religion nach Bultmanns Impulsen für einen interreligiösen Dialog gefragt. Auch wenn Bultmann seinen eigenen hermeneutischen Ansätzen nicht überall folgt, gelingt dieser Dialog dort, wo der Text zum kritischen Gegenüber des Auslegers wird, das Existenzverständnis der jeweiligen Dialogpartner in den Blick gerät und die Kontextgebundenheit der eigenen Auslegung reflektiert wird.
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2011/1 Zweimonatsschrift
(2011)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Standhartinger, Angela
Standhartinger, Angela:
Rudolf Bultmann im interreligiösen Dialog / Angela Standhartinger, 2011. - S.16-34 - (Evangelische Theologie)
Zeitschriftenartikel