Es wird hier versucht, einige Gesichtspunkte im Umkreis historisch-politischer Schuld, ihrer Nachwirkungen und ihrer ?Aufarbeitung? zu ordnen und auf ihre Stichhaltigkeit hin zu befragen. Wieweit ist es erlaubt, Schuld mit lösenden Worten wie ?Versöhnung? oder ?Vergebung? zu verbinden? Und wem der Beteiligten käme dies zu? Und wem nicht? Wieweit ist Aushalten, Entschädigen? und Mittragen davor zu setzen? Des weiteren wird der Frage nachgegangen, wieweit Begriffe aus dem persönlichen zwischenmenschlichen Umgang überhaupt im politischen Bereich angewendet werden können. Um das zu ermessen, wird hier die schreckliche deutsche Vergangenheit der NS-Zeit in bestimmten Ausschnitten herangezogen, aber auch die Art, wie nach deren Ende damit ?umgegangen? wird. Was geschieht, wenn man sich auf sie zur Anklage anderer oder zur Behauptung eigener Umkehr beruft? In welcher Hinsicht und in welcher Begrenzung dürfen Linien oder gar Parallelen von damals zur Gegenwart gezogen werden und in welchen nicht? Der Aufsatz verbindet grundsätzliche Themen, die ihrer allzu selbstverständlichen Verwendung entzogen werden sollen, mit historischen und gegenwärtigen Beispielen, die umgekehrt aus ihrer Unverbindlichkeit herausgeholt werden.
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2002/3 Zweimonatsschrift
(2002)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Schellong, Dieter
Schellong, Dieter:
Schuld und ... : Erwägungen zum Problem politischer Schuld / Dieter Schellong, 2002. - S.236-251 - (Evangelische Theologie)
Zeitschriftenartikel