Dörr, Margret
Strafe und Erziehung über Grenzen, Grenzsetzungen und Grenzverletzungen in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen
Zeitschriftenartikel

In diesem Beitrag werden die Belastungen und Anforderungen für Pädagog/innen skizziert, die förderlich mit jenen Kindern und Jugendlichen zurechtkommen wollen, denen bereits zahlreiche Grenzverletzungen widerfahren sind. Vor diesem Hintergrund werden einige Argumente skizziert, die begründen, dass erzieherisches Handeln als ein Anerkennungsgeschehen zu begreifen ist. Dies eröffnet die Chance, die Paradoxien des "unmöglichen Berufs" Pädagogik zu balancieren, die im Transformationsprozess der Spätmoderne eine Zuspitzung erfahren haben. Anschließend wird auf die Bedeutung von Strafe in der Pädagogik eingegangen, und psychosoziale Prozesse werden ausschnitthaft erläutert, deren Niederschläge auch in einer neuen Form der Kinderverwaltungsmethodologie ihre Wirkungen entfalten. Im letzten Abschnitt wird nach den (Bedeutungs-)Räumen gefragt, die durch Grenzen und Grenzsetzung eröffnet oder verschlossen werden, und für eine relationale Perspektive plädiert, die den Gebrauch der Metapher Grenze in Erziehungsprozessen obsolet werden lässt. Es wird eine grundsätzlich selbstreflexive, sinnverstehende pädagogische Haltung verteidigt, die die eigenen Anteile und oft unheilvollen Verwicklungen in erzieherischen Prozessen wahrnimmt und korrigiert.
This paper outlines the pressures and demands on educators who want to cope in a beneficial way with those children and young people who have already experienced numerous boundary violations. Against this background, some arguments are outlined that justify that educational action is to be understood as a process of recognition. This opens up the opportunity to balance the paradoxes of the "impossible profession" of pedagogy, which have come to a head in the transformation process of late modernity. Subsequently, the significance of punishment in pedagogy is discussed, and psychosocial processes are explained in excerpts, the repercussions of which also unfold in a new form of child management methodology. The last section asks about the (meaning) spaces that are opened or closed by boundaries and boundary setting, and argues for a relational perspective that makes the use of the metaphor boundary in educational processes obsolete. A fundamentally self-reflexive pedagogical stance that understands meaning is defended, which perceives and corrects its own parts and often unhealthy entanglements in educational processes.

Enthalten in:
Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete; 2022/1 (2022)


Serie / Reihe: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete

Personen: Dörr, Margret

Schlagwörter: Jugendlicher Kind Sozialisation Strafe Erziehung Grenzüberschreitung Grenze

Dörr, Margret:
Strafe und Erziehung : über Grenzen, Grenzsetzungen und Grenzverletzungen in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen / Margret Dörr, 2022. - Seite 6-19 - (Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete)

Zugangsnummer: U-0404294
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