Bildung ist als begriffliche Fähigkeit des Menschen eine aus der Erfahrung stammende Distanzleistung der Verzögerung. Diese Fähigkeit gehört zur natürlichen Ausstattung des Menschen und ist die Bedingung der Möglichkeit jeder hermeneutischen Praxis reflexiver Wahrnehmung, distanzierten Verhaltens und kritischer Reflexivität. Entgegen dem Mythos einer Erfahrung, die sich quasi krisenhaft ereignet und auf die Bildung etwa nur noch nachträglich antwortet, verweist die hier grundgelegte Theorie der Bildung auf das immer schon fungierende begrifflich-reflexive und kritische Moment der Erfahrung, das sie selbst erst überhaupt zu einem Widerfahrnis bildenden Wertes machen kann.
As a conceptual ability of man, education constitutes a dissociative performance of deferment based on experience. This skill is part of man's natural endowments and it constitutes the precondition for the possibility of any kind of hermeneutical practice of reflexive perception, detached behavior, or critical reflexivity. Contrary to the myth of an experience that resembles a crisis-ridden occurrence and to which education can only react retroactively, the fundamentals of the theory of education outlined here refer to the always active conceptual-reflexive and critical factor of experience which is, in turn, a prerequisite for turning it into a value that generates experience.
Enthalten in:
Zeitschrift für Pädagogik; 2015/4
(2015)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Zeitschrift für Pädagogik
Personen: Dörpinghaus, Andreas
Dörpinghaus, Andreas:
Theorie der Bildung : Versuch einer "unzureichenden" Grundlegung / Andreas Dörpinghaus, 2015. - S.464-480 - (Zeitschrift für Pädagogik) Bildung - Renaissance einer Leitidee
Zeitschriftenartikel