Das blumige und etwas zu stark nach Jasmin duftende Parfüm der Kollegin ist nicht wirklich unerträglich, aber es ist auffällig. Es ist etwas zu aufdringlich. Trotzdem kann man es tolerieren. Die politischen Ansichten des Kollegen kann man nicht teilen, sie fordern zum Widerspruch heraus und doch übt man Zurückhaltung, widerspricht nicht oder wenigstens kaum. Toleranz heißt, dass man Überzeugungen, Handlungen oder Praktiken duldet, die einerseits negativ bewertet, andererseits aber nicht vollkommen abgelehnt werden. In jedem Akt der Toleranz steckt eine Ablehnungskomponente. Man toleriert den rauchenden Nachbarn auf dem Balkon, nicht aber den Duft des Lieblingskuchens: Den muss man nicht tolerieren, er riecht eben einfach wunderbar.
Enthalten in:
entwurf; 2021/3 Konzepte, Ideen und Materialien für den Religionsunterricht
(2021)
Serie / Reihe: entwurf
Personen: Kimmich, Dorothee
Kimmich, Dorothee:
Toleranz / Dorothee Kimmich, 2021. - Seite 4-6 - (entwurf) Toleranz
Zeitschriftenartikel