Vergeben ist ein "Wunder", keineswegs selbstverständlich. Angesichts der "Schuldberge im 20. Jahrhundert ist es zugleich ein drängendes Thema, das wieder und überraschend stark eher in philosophischen als in theologischen Zusammenhängen diskutiert wird. Wenn nicht nur in individuellen, sondern in politischen Kontexten nach Vergebung gefragt wird, liegt eine Nachfrage bei Bonhoeffers Unterscheidung von Vergebung und Vernarbung - als "nüchterner" Gestalt des heilenden Umgangs mit Schuld im politischen Leben - nahe. Die Verfn. diskutiert Stärken und Grenzen der Bonhoefferschen Metapher, und sie zeigt an Beispielen, dass die Kirche nicht exklusiver Ort von Schulderkenntnis und Schuldübernahme ist und so in die Gesellschaft hineinwirkt. Die Kirche kann auch von zeichenhaften Handlungen in der Gesellschaft lernen und durch sie an ihre eigene Aufgabe erinnert werden.
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2010/2 Zweimonatsschrift
(2010)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Frettlöh, Magdalene L.
Frettlöh, Magdalene L.:
Vergebung oder "Vernarbung der Schuld"? : Theologische und philosophische Notizen zu einer frag-würdigen Alternative im gesellschaftlichen Umgang mit Schuld / Magdalene L. Frettlöh, 2010. - S.116-129 - (Evangelische Theologie) Politische Diakonie - Die Kirchen und der Herbst 1989
Zeitschriftenartikel