Brinkmann, Malte
Neu Verkörperungen zwischen Normalisierung und Subjektivierung zur Anthropologie und Sozialtheorie pädagogischer Praxis der Körperbildung und -erziehung
Zeitschriftenartikel

Der Beitrag versucht, leibphänomenologische und machttheoretische Grundlagen für eine inklusive Erziehungs-, Lern- und Bildungstheorie zu entwickeln. Nach einer Rekonstruktion der dualistischen und logozentrischen Leibvergessenheit in der pädagogischen Anthropologie wird das phänomenologische Konzept der Verkörperung nach Plessner bzw. des Embodiments als praktische Positionierung zu sich und vor anderen dargestellt. Mit der so gewonnenen sozialtheoretischen Perspektive werden in einem zweiten Schritt mit Foucault drei Formen der Übung vorgestellt. Subjektivierungspraktiken als leiblich verankerte Praktiken der dezentrierten Selbst-Formung können so zugleich als Praxis gesellschaftlich normalisierende Formung bestimmt werden. (Körper-)Bildung kann damit als Selbst-Führung und Selbst-Formung vor anderen bestimmt werden, in der neben unterwerfenden und zwingenden auch gleichermaßen leiblich-freiheitliche Aspekte konstitutiv sind. Mit dieser Perspektive kann es möglich werden, gleichermaßen soziale, leibliche, emotionale und aisthetische Praktiken in Lernen, Bildung und Erziehung zwischen Normalisierung und Subjektivierung auszuweisen und diese für eine inklusive Theorie des Lernens, der Bildung und der Erziehung fruchtbar zu machen.
The article attempts to develop foundations for a theory of inclusive education and learning by referring to phenomenological theories of the lived body/embodiment and theory of power (Foucault). After a reconstruction of the dualistic and logocentric 'forgetfulness of the lived body' in pedagogical anthropology, the phenomenological concept of embodiment according to Plessner will be outlined. Embodiment is seen as a practical positioning to oneself and in front of others. With this social-theoretical perspective, three different forms of exercise or practicing, which are based on Foucault, will be presented in a second step. Subjectivation can be seen as an embodied practice of a decentered self-formation, at the same time it is a practice of social normalization. Body education (under the perspective of the lived body) can thus be determined as self-guidance and self-shaping in front of others, in which, apart from subjecting and compelling, liberal aspects are constitutive in an equal way. With this perspective it can become possible to identify social, physical, emotional, and aesthetic practices. This can be made fruitful for an inclusive theory of learning and education.

Enthalten in:
Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete; 2018/3 (2018)


Serie / Reihe: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete

Personen: Brinkmann, Malte

Schlagwörter: Lernen Sport Inklusion Übung Normalisierung Verkörperung Subjektivierung

Brinkmann, Malte:
Verkörperungen zwischen Normalisierung und Subjektivierung : zur Anthropologie und Sozialtheorie pädagogischer Praxis der Körperbildung und -erziehung / Malte Brinkmann, 2018. - Seite 191-204 - (Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete)

Zugangsnummer: U-0362396
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