In der theologischen Ethik spielt, ob thematisiert oder nicht, das Verständnis von Person eine entscheidende Rolle. Der Aufsatz versucht anhand eines Lesegesprächs mit der >Theorie der Gerechtigkeit< von John Rawls hierfür Einsichten zu sammeln. Dabei zeigt sich zunächst, dass die klassische Fronstellung zwischen einer Vertragstheorie der Gerechtigkeit und einem theologischen Entwurf bei weitem nicht so starr ist, wie es weithin angenommen wird. Die Spezifika des theologischen Personverständnisses werden gleichwohl in Absetzung von Rawls' Theorie gewonnen. Dabei geht es zum einen um die sog. Exzentrizität der Person, also darum, dass sie im ihr äußerlichen Christusereignis gegründet ist und zum anderen um die Frage, welche Rolle Gesellschaft und Gemeinschaft bei der Konstitution der Person eigentlich spielen. Während die Vertragstheorie nur Gesellschaft und Individuum kennt, beharrt die Theologie auf einem ekklesiologischen Aspekt. Was eine/r ist, bemisst sich auch daran, dass sie/er am Leib Christi existiert. Mit diesen und anderen Argumenten wird für ein Verständnis von theologischer Ethik geworben, die ihren Skopus weniger in Diskurs, Entscheidung und Verortung sieht, sondern die Frage in den Mittelpunkt rückt, was es heißen mag >im Geist< Jesu Christi zu handeln.
Enthalten in:
Evangelische Theologie; 2004/6 Zweimonatsschrift
(2004)
Serie / Reihe: Evangelische Theologie
Personen: Hailer, Martin
Hailer, Martin:
Welches Verständnis von Person leitet die Ethik? : Eine Auseinandersetzung mit John Rawls / Martin Hailer, 2004. - S.438-453 - (Evangelische Theologie)
Zeitschriftenartikel