Die Option der Anonymität ermöglicht in der Online-Seelsorge einen Austausch, in dem besonders intime Themen besprochen werden können, die oftmals weder in der analogen Therapie oder Beratung noch in der Telefonseelsorge artikuliert werden können. Diese Themen sind oftmals mit Scham behaftet und deshalb normalerweise nur schwer zu verbalisieren. Insofern tut sich in der Online-Seelsorge ein Raum auf, der ansonsten im kirchlichen Handeln oft vermisst wird. Dadurch, dass sich die Blicke auf das, was beschämt, im Schreiben und Lesen entfalten, entsteht ein gewisser Schutzraum. Inwiefern hier eine explizite Theologieproduktivität in der Selbstreflexion der Seelsorgenden zum Ausdruck kommt, muss erst noch tiefergehend erforscht werden. Implizit wird hier eine Anerkennungspraxis eingeübt, in der sich die Seelsorge Suchenden in ihren Beschämungserfahrungen behutsam wahrgenommen wissen können. In den expliziten theologischen Statements wird ansatzweise das Thema der Lebendigkeit in den Horizont einer theologischen Anthropologie gestellt, die sich von biblischen Motiven ebenso inspiriert weiss wie von psychologischen Integrationskonzepten. Es werden verschiedene Praxismodelle vorgestellt, wie religiöse Themen zur Sprache gebracht werden.
Enthalten in:
Praktische Theologie; 2020/1 Zeitschrift für Praxis in Kirche, Gesellschaft und Kultur
(2020)
Serie / Reihe: Praktische Theologie
Personen: Bieler, Andrea
Bieler, Andrea:
Theologie in digitalen Kommunikationswelten am Beispiel der Internetseelsorge / Andrea Bieler, 2020. - Seite 28-33 - (Praktische Theologie) Subjekte von Theologie
Zeitschriftenaufsatz