Intoleranz und Gewaltanwendung gelten vielfach als "typisch" für die Geschichte des Christentums. Der Autor prüft diese Anklage an den historischen Fakten und stellt umfassend und kritisch-differenziert den Beitrag des Christentums zur Humanitäts- und Freiheitsgeschichte dar. Hat das Christentum mehr Unheil als Heil in die Welt gebracht? Sind Intoleranz und Gewaltbereitschaft "Geburtsfehler" des Monotheismus? Was die Geschichte vielfach zu erweisen scheint, hinterfragt der Münsteraner Kirchenhistoriker, indem er die inkriminierten Punkte (z.B. Religionszwang und Inquisition, Frauenbild, Sexualität und Hexenverfolgung, Religionskriege, Mission und Antijudaismus) inspiziert, die religions- und gesellschaftsgeschichtlichen Zusammenhänge beleuchtet und die aktuelle Diskussion darstellt. Es ergibt sich ein differenziertes, kritisch-abwägendes und komplexes Bild: Die Humanitäts- und Freiheitsgeschichte nährt sich wesentlich aus christlichen Impulsen, obwohl das Christentum seinen eigenen Wurzeln keineswegs immer gerecht geworden ist. Der sprachlich gut zugängliche, in der Fülle der verarbeiteten Positionen und Argumentationen geradezu enzyklopädische, zudem preiswerte Band (mit umfangreichen Quellen- und Literaturbelegen und Personenregister), dessen Hauptkapitel auch einzeln zu lesen sind, kann manche historischen Verzeichnungen und gängigen (Vor-)Urteile revidieren.
Personen: Angenendt, Arnold
W 3.21/024
Angenendt, Arnold:
Toleranz und Gewalt : das Christentum zwischen Bibel und Schwert / Arnold Angenendt. - Münster : Aschendorff, 2007. - 797 S. : graph. Darst.
ISBN 978-3-402-00215-5
Friedensethik - Buch