Scheidl, Gerda Marie
Der kleine Gärtner
Bilderbuch

Der kleine Gärtner versteht die Sprache der
Blumen, der Vögel und der kleinen Tiere. Der
kleine Gärtner besass einen Garten. Gross
war der Garten nicht. "Das macht nichts. Mir
genügt er", sagte der kleine Gärtner. Sogar
ein Kirschbaum wuchs in dem Garten. Unter
einem Holunderstrauch stand eine Bank. Im
Garten blühten wilde Rosen, Margeriten und
Glockenblumen. Einen Rasen hatte der Gärtner
nicht. Dafür eine wunderschöne Wiese, und
auf der Wiese blühte roter und weisser Klee, Löwenzahn und Gänseblümchen. Eines Abends sass der kleine Gärtner auf seiner Bank und spürte die Unruhe und die Traurigkeit der Blumen und
Tiere. Das allerkleinste Gänseblümchen wollte nicht mehr bei dem kleinen Gärtner bleiben. Es wollte im Garten nebenan blühen. Hinter einer hohen Mauer versteckt lag dieser Garten.
Vor einigen Tagen hatte der kleine Gärtner über die Mauer geschaut und hatte dann seinen Blumen von der Pracht erzählt.
Herrliche Rosen, stolzen Rittersporn, edle Lilien, schlanke Nelken; er hatte sich nichts dabei gedacht. Er mochte seinen Garten ja viel lieber. Als es dunkel wurde, grub er das
Gänseblümchen aus und pflanzte es in den
Nachbargarten. Die Nachtigall sang ihr
schönstes Lied für den traurigen kleinen
Gärtner. Am nächsten Morgen fürchtete sich
das Gänseblümchen auf dem fremden Rasen. Es grüsste freundlich nach allen Seiten, doch
die Blumen grüssten nicht zurück. Der
Nachbar entdeckte die kleine Blume sofort.
"Unkraut kann ich nicht leiden!", schimpfte
er, grub das Gänseblümchen aus und warf es
auf den Komposthaufen. Entsetzt flatterte
ein Schmetterling über die Mauer und
erzählte dem kleinen Gärtner alles. Er
wartete, bis der Nachbar verschwunden war. Aber auch der setzte sich manchmal gerne in seinen Garten. Am Abend fand niemand Ruhe im kleinen Garten. Alle sorgten sich um das
Gänseblümchen. Vom Nachbarn unbemerkt flog die Nachtigall über die Mauer. Nach einer Weile kehrte sie zurück, das halbverdurstete Gänseblümchen im Schnabel. Der kleine Gärtner pflanzte es sofort in die feuchte Erde. "Nun schlaf", sagte er leise und legte sich auf die Bank unter dem Holunderstrauch. Alle schliefen. Nur der Wind strich noch eine Weile durch den
Garten, und die Nachtigall sang ihr schönstes Gutenachtlied.


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Personen: Scheidl, Gerda Marie

Schlagwörter: Schöpfung

15.01.1.34

Scheidl, Gerda Marie:
¬Der kleine Gärtner / Gerda Marie Scheidl. - 3. Aufl. - Gossau : Nord-Süd-Verl., 1986. - [22]S. : überw. Ill., farb. ; 29 cm
ISBN 978-3-314-00228-1 : fest geb. 19,80

Zugangsnummer: 2012/0172 - Barcode: 2-1230876-5-00016797-0
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