Zwei Erzählungen über die große Liebe in den geschichtsträchtigen Jahren 1945 und 2015, beeindruckend im Spannungsfeld der Brutalität und Feinfühligkeit dargestellt. (DR) Der Investigativjournalist Francois pendelt zwischen Paris, Berlin und den Schauplätzen der europäischen Dramen des Jahres 2015, berichtet über den Terroranschlag auf die Satirezeitung Charlie Hebdo in Paris und lernt die schöne griechische Beamtin Agápi in Brüssel kennen und lieben. Als Mitarbeiterin des griechischen Finanzministers gibt sie vertrauliche Informationen über das Hilfspaket für Griechenland weiter. Um die Einschaltquoten seines Senders zu erhöhen, veröffentlicht Francois diese streng geheimen Nachrichten, pusht damit zwar seinen persönlichen Marktwert, verliert aber seine große Liebe. Die bewegende Schilderung der Flüchtlingsschicksale und des empathischen Umgangs der Bewohner der Insel Lesbos mit dieser Krise machen diesen Roman zu einer Geschichtsdokumentation. Ebenso geschichtsträchtig ist die Erzählung der Großmutter des Journalisten im zweiten Erzählstrang, die von ihrer Flucht vor den Russen am Ende des Zweiten Weltkrieges handelt. Und nebenbei erlebt man den gehetzten Alltag eines Journalisten im Kampf um Informationen, ständig unterwegs mit gepackten Koffern, allzeit bereit, sich auf neue Tragödien einzulassen, auch um die eigene Einsamkeit und Verletzlichkeit zu verdrängen. Nicht ganz leicht zu lesende und doch empfehlenswerte Lektüre.
Personen: Oetker, Alexander
Oetker, Alexander:
Und dann noch die Liebe : Roman / Alexander Oetker. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2020. - 221 S.
ISBN 978-3-455-00928-6 Festeinband : 22,00 EUR
Schöne Literatur - Signatur: Oetke - Buch