Das Stück In den Alpen handelt von einem der schlimmsten Unfälle der österreichischen Nachkriegsgeschichte. Bei einer Brandkatastrophe im Tunnel von Kaprun verbrennen in der Gletscherbahn 155 Menschen, die zum Skilaufen aufs Kitzsteinhorn und dessen 'ewigen' Gletscherfirn aufgebrochen waren. Elfriede Jelinek stellt Originaltexte aus der Zeit des frühen Alpinismus dagegen, aus einer Aufbruchsphase, in der die Alpen noch nicht als Sportereignis, sondern als Natur wahrgenommen wurden, als elitäres Erlebnis, das den Massen verschlossen blieb - und einer Minderheit. Denn die Geschichte des Alpinismus war seit ihren Anfängen auch eine Geschichte des Antisemitismus - die 'reinen' Berge durften von den 'Bewohnern der Ebene' nicht berührt werden. In Einschüben aus Paul Celans berühmtem Gespräch im Gebirg wird dieser ewige Ausschluss fassbar. In Kaprun steht auch eines der größten Speicherkraftwerke der Welt. Ein Ort österreichischer Nationalidentität, errichtet auf den Gebeinen der im Gebirge getöteten Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenen und ehemaligen Nazis, mit deren Hilfe es nach dem Krieg weitergebaut wurde, bis zu seiner Vollendung 1955, im Jahr des Staatsvertrags. Das Werk ist ein Stück über den Arbeiter, der parodistisch und allegorisiert auftritt, als Hänsel und Gretel, Geissenpeter und Heidi.
Personen: Jelinek, Elfriede
Jelinek, Elfriede:
In den Alpen : drei Dramen / Elfriede Jelinek. - Berlin : Berlin Verl., 2002. - 259 S.
ISBN 3-8270-0457-8 Ktn.: € 19,60
Österr. Gegenwartsliteratur d.h. ab 1945 - Signatur: DR.Ö Jel - Bücher