Personen: Hermann, Judith
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Hermann, Judith:
Sommerhaus, später / Judith Hermann. - Frankfurt am Main : S. Fischer Verlag, 2003. - 188 S. TB. - In ihrem Erstlingswerk namens "Sommerhaus, später" (anno 1996) bot die gebürtige Berlinerin Judith Hermann acht Erzählungen dar, die durch ihren bemerkenswerten Beobachtungs- und Sprachstil den Kritikern positiv auffielen. Marcel Reich-Ranicki urteilte, sie sei eine "hervorragende Autorin" und ihr Erfolg werde groß sein. Hellmut Karasek wertete ihren Stil als "Sound einer neuen Generation".
Stellvertretend für die acht Erzählungen sei zu der zweiten, 'Hurrikan (Something farewell)' betitelten Erzählung das Folgende gesagt: Auf einer Insel in der Karibik (vermutlich auf Jamaica) wird von zwei deutschen Urlauberinnen (Christine und Nora) ein Spiel namens 'Sich-so-ein-Leben-vorstellen' gespielt. Das Spiel sei ohne Regel, wenn davon abgesehen wird, dass "man" Rum-Cola darzu trinken solle, derweil es heiß und ein sternklarer Abendhimmel zu sehen seien möge: "Stell dir vor!" fordert Nora auf.
Aber sie stellen sich kein Leben vor, sondern ein von ihnen nur teilweise gesehenes Dasein, das sie als "ein Leben" erachten und etwas hinzudenken und -werten. So nehmen sie Lovy, die Gemahlin Cats, zwei eingeborene Eilandsbewohner, und stellen sich die hohle Nichtigheit eines solchen Seins ohne tiefere Gespräche vor, das sie dennoch 'Leben' nennen und sich als ein Solches denken. Und genau dieser Verwechselung erzählt die Autorin hintergründig: Die beiden Urlauberinnen sind bei Kaspar, einem Deutschen, der auf der Insel dauerhaft wohnt, und fragen ihn, wieso er das tue. "..., weil ich hier glücklich bin. Glücklicher als anderswo, ...", antwortet er. Und dies vage "Glück" schwebt über die ganze erzählte Episode des Daseins der Christine, die vor einem angekündigten Hurrikan das Eiland ohne Nora verlässt. Die Menschen sind zwar da, kommen jedoch nirgends an. Sie träumen des Glückes, finden es jedoch auch in der Karibik nicht, wo sie besten Falles glücklicher als anderswo werden, sprich: lediglich minder unglücklich. Sie leben tiefenlos und gelangweilt vor sich hin, rauchen
ISBN 978-3-596-14770-0 3,99
Schöne Literatur