---

Rezension

Das ist schon ein Unglückswurm, dieser Halbjude Mischa Kafanke. Nach der Wende wird er seinen DDR-Klempnerladen los, weil ihn ein West-Lieferant über den Tisch gezogen hat. Danach geht er nach Rußland zu einem Freund, nach dem Putsch will er nach Amerika, landet als vermeintlicher Atomwissenschaftler aber im Orient, Israelis entführen ihn, anschließend landet er in Sarajevo, kommt aber schließlich doch noch zur Tante nach Amerika. Nur gibt es dort mit seiner Erfindung, dem Öko-Klo, Schwierigkeiten: es funktionierte nur mit DDR-Filtern. Auf jeden Fall darf seine geliebte Trina von Rußland nach Amerika kommen, und wenn sie nicht gestorben sind ... Simmels neuer Roman ist wie ein Märchen, allerdings ein dunkles aus unseren Tagen, vollgepackt (auch überladen) mit Ereignissen und Informationen zur Zeit: Wende, GUS, Jelzin und Gorbi, Golfkrieg, Rassenunruhen in Los Angeles usw. Durch seine Erzählweise im Präsens erreicht Simmel einen Hans-Fallada-Ton, der dieser dunklen Geschichte die Schwere nimmt und ihr Optimismus gibt. Trotz allem. - Breit empfohlen.

---

Personen: Simmel, Johannes Mario