Walser, Martin
Gar alles oder Briefe an eine unbekannte Geliebte Roman
Roman


Rezension

Martin Walser, der auch im Alter von jetzt 91 Jahren noch unermüdlich produktiv ist, legt erneut einen "Roman" vor (zuletzt "Statt etwas", ID-A 5/17), der mehr ein intimes Selbstgespräch ist (dieses Mal in Briefen) als ein Roman. Absender der Briefe an eine Unbekannte ist der freischaffende Philosoph Justus Mall, einst Oberregierungsrat in bayerischen Diensten, den eine missverstandene Geste erotischer Verehrung zum Objekt öffentlicher Missachtung gemacht hatten. Mit der tragikomischen Figur des Justus Mall, der sich als Opfer der erotischen Aggressivität der Frauen in unserer Gesellschaft sieht, bezieht Walser polemisch Position gegen die politische Korrektheitsvorgaben der Gender- und "Me too"-Debatten. Das liest sich amüsant und erfrischend, reicht aber kaum für ein ganzes Buch, zumal die übrigen Themen und Passagen des schmalen Bandes nur altbekannte Walser-Motive variieren. Immerhin entschädigt den Leser manche virtuose Formulierung und gelungene satirische Pointe für die eher dünne literarische Reprise. Der Name des Autors und das Medienecho werden gleichwohl für eine breite Nachfrage sorgen.


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Personen: Walser, Martin

Standort: SL

Schlagwörter: Erotik Belletristische Darstellung Philosophisches Obsession

Walser, Martin:
Gar alles oder Briefe an eine unbekannte Geliebte : Roman / Martin Walser. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 2018. - 107 Seiten ; 22 cm
ISBN 978-3-498-07400-5 fest geb. : EUR 18.00

Zugangsnummer: 86618004296 - Barcode: 2-0000000-8-18004296-8
WALS - Signatur: WALS - Roman