Chani Kaufman hofft darauf, bald das erste Kind zu bekommen. (DR) Schon zehn Monate verheiratet und noch immer nicht schwanger; Chani Kaufman, bekannt aus dem Vorgängerband »Die Hochzeit der Chani Kaufman« (Diogenes, 2015), muss unbedingt ein Kind gebären, so wollen es die Vorschriften der orthodoxen jüdischen Gemeinde. Heimlich arbeitet die Schwiegermutter schon an der (wegen Unfruchtbarkeit bevorstehenden) Scheidung und Wiederverheiratung ihres Sohnes, aber sie hat nicht mit der Zähigkeit (und Liebe) von Chani gerechnet. Mithilfe von Rivka, die früher als Rebbetzin Zilberman Chani in die Ehe begleitet hat und nunmehr ein säkulares Leben führt, erkennt die junge Ehefrau, dass sie auch im engen Korsett der strengen Vorschriften eigene Entscheidungen treffen kann. Eve Harris schildert ausführlich und mit vielen hebräischen Einsprengseln , wie man sich das Leben in einer orthodoxen Gemeinde vorstellen kann. Es gibt Gebete für jede Situation des Alltags und weitere unbedingt einzuhaltende Vorschriften für Frauen und Männer. Neben Chanis Geschichte, die im Zentrum steht, wird auch das Schicksal von Rivka dargestellt, die durch ihren Ausstieg aus der streng jüdischen Gemeinde beinahe das Recht auf den Kontakt mit ihren Kindern verliert und sogar mit körperlicher Gewalt durch die strengen orthodoxen Richter konfrontiert ist. Auch ihr ältester Sohn Avromi, in Israel lebend und studierend, zweifelt am Glauben und am unbedingten Gehorsam und macht Erfahrungen, die in der Orthodoxie für niemanden vorgesehen sind (z.B. das Strandleben von Tel Aviv inkl. Sex am heiligen Sabbat). Ein interessanter, manchmal bitterer, aber doch humorvoller Roman, der Einblicke in eine fremde Welt und Denkweise ermöglicht. Empfehlenswert.

Altersempfehlung: ab 18 Jahren.

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Personen: Harris, Eve Bielfeldt, Kathrin

Schlagwörter: Liebe Familie

Interessenkreis: Roman für Erwachsene