Etwas vordergründig inszeniertes Kammerspiel rund um die Oper "Don Giovanni" und den alternden Giacomo Casanova. (DR) Ausgangspunkt ist, dass kein anderer als Giacomo Casanova das Libretto zur Oper "Don Giovanni" vollendet hat - 1787, als der alternde Verführer als Gast des Grafen Pachta zu Prag weilte, wo Wolfgang Amadeus Mozart und der Librettist Lorenzo da Ponte gerade an der Vollendung des Werkes feilten. - Hanns-Josef Ortheil insenziert im vorliegenden dritten Buch seiner erotischen Kunst- und Künstler-Trilogie ein intrigantes Kammerspiel rund um die drei Herren, das unter Einsatz diverser Damen unterschiedlichen Standes, eines Meeres von Champagner und einer Unzahl an Austern die Vertreibung da Pontes und die subtile Machtübernahme Casanovas bezweckt, der sich mit der Verwandlung des vulgären Don Juan in den galanten Don Giovanni selber ein Denkmal setzen will. Wie in "Faustinas Küsse" und "Im Licht der Lagune" mischt Ortheil auch in diesem Roman Historisches und Fiktives, fabuliert mit Lust und ohne Wahrheitsanspruch, inszeniert spielerisch Verwicklungen zwischen tatsächlichen und erfundenen Personen und versucht so, die Seelen seiner Protagonisten und ihre künstlerischen und menschlichen Ambitionen offen zu legen. Das gelingt ihm jedoch nur bedingt - am überzeugendsten erscheinen die erdachten Personen und jene, deren Wesensmerkmale die Geschichte weitgehend im Dunkeln lässt und die der Autor deshalb großzügig nach eigener Fantasie ausmalt. Mozart dagegen zeichnet er verschwommen und oberflächlich. Die bewährte Verbindung von künstlerischen, kulinarischen und erotischen Genüssen setzt Ortheil zu vordergründig ein um einen sinnlichen Reiz zu erzielen. Dennoch ein unterhaltender, leicht lesbarer Roman, der in jedes Sortiment passt.
Personen: Ortheil, Hanns-Josef
Orthe
Ortheil, Hanns-Josef:
¬Die¬ Nacht des Don Juan : Roman / Hanns-Josef Ortheil. - München : Luchterhand Literaturverl., 2000. - 378 S.
ISBN 978-3-630-87074-8 fest geb. : DM 42,00
Schöne Literatur - Buch