Herrick, Steven
Medium der interaktiven Leseförderung Antolin Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen
Buch

Der Erzähler – oder vielmehr „Sänger“ im Homer´schen Sinn – Harry „Houdini“ Hodby reflektiert einen brüchigen Abschnitt seines Lebens als Jugendlicher in Australien in den 1960er-Jahren. Mit formaler Knappheit und poesievoller Wucht entfaltet sich der Strom seiner Gedanken, Dialog- und Erlebnissplitter, seiner „Halb-Erinnerungen“ und reflexiven Interpretationen. Ein besonderer Erzählgestus, in dem sich die Unbestimmtheiten der Wirklichkeit offenbaren und eine feinsinnige Ebene von Stimmungs-Vibrationen erzeugen, die auch in der kongenialen Übersetzung von Uwe Michael Gutzschhahn zum Schwingen gebracht werden. Auf den ersten Seiten im Präteritum erzählend hängt Harry das Kind in sich ab, und switcht im Folgenden ins Präsens, um über einen seiner Adoleszenz nachspürenden jungen Menschen zu erzählen. Momente des Alltags mit Vater und Bruder, Erinnerungen an die verstorbene Mutter, Feindschaften und Gerangel im Schulalltag, irritierende Verliebtheiten, schmerzliche Verluste, unerwartete Annäherungen. Es ist ein vorsichtiges aber entschlossenes Ausloten und Dechiffrieren der Unfassbarkeiten des Lebens, vor allem der Menschen, die ihm wichtig sind. Ein kreiselndes Sich-Herantasten an Gerüche, Blicke, an kleine und doch dröhnende Begegnungen. Da sind sein jüngerer Bruder Keith, ein Verbündeter, der schließlich seinen eigenen Weg geht, der zwiespältige Freund-Feind John Barlow, Linda, die ihm ihre Geschichten vorliest und während der großen Flut ertrinkt, seine Lehrerin Miss Spencer, erste ebenso große wie vage Liebe, die den Ort in Schande verlassen muss ... Und da ist vor allem der Vater: scheinbar unbeholfen und doch in sich ruhend, in seiner Wortkargheit umso wortgewaltiger, ein Fels in der Brandung, Beschützer und Verteidiger seiner Söhne, vor allem Verteidiger der Menschlichkeit und Gerechtigkeit. Bücher lesend wandert er in andere Orte und fordert auch Harry dazu auf: „Lohnt sich, den Ort zu besuchen, Harry. / Weißt du das? / Ein schöner Ort, / bevor du einschläfst.“ Mit der assoziativen Literarisierung dieses besonderen Lebensabschnittes spinnt sich Harry gleichsam in einen Traum-Kokon ein, findet Trost und schärft seinen Sinn für das Mögliche. Die sprachliche Knappheit voll kleiner Löcher des Ungesagten erzeugt einen einnehmenden Rhythmus, bringt Töne zum Schwingen, die zu einer bildgewaltige Melodie werden. Ja. Es lohnt sich wirklich, diesen Ort zu besuchen ...


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Personen: Gutzschhahn, Uwe-Michael Herrick, Steven

Schlagwörter: Antolin Klasse-9 poetische Geschichte

J
Herri

Herrick, Steven:
Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen / Steven Herrick. Aus dem austral. Engl. von Uwe-Michael Gutzschhahn. - Stuttgart : Thienemann, 2018. - 239 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-522-20246-6 fest geb. : EUR 15,00

Zugangsnummer: 2014/0255 - Barcode: 2-0052804-5-00008665-3
Jugendbücher (ab 13 Jahre) - Buch