"Der liewe Gott, Herr Pfarrer, der hat unsern Hunsrück eefach vergess". Jakob Simon will mit seinem Jettchen dem Elend der 1840er-Jahre nach Südamerika ausweichen - sein Traum, den er mit Expeditions- und Auswandererberichten gegen den Spott des Vaters und Bruders so lange genährt hat, steht im Mittelpunkt von Heidenreichs Erzählung. Dem Autor, der zuletzt den Kriminalroman pflegte (vgl. "Mein ist der Tod", ID-A 17/12) und mit Edgar Reitz 2010-2012 das Drehbuch zu "Die andere Heimat" erarbeitet hat, ist es mit viel Einfühlungsvermögen gelungen, für die notvolle Aussichtslosigkeit der Menschen und ihre Sehnsüchte eine realistische und gleichwohl nicht "historische" Sprache zu finden. Diese weiß die Lage der Menschen, nicht zuletzt dank der starken Verwendung von Dialekt, so authentisch wie beeindruckend in Szene zu setzen. Zunächst auf Bitten Reitz' als bloße "Arbeitshilfe" entstanden, fernab aller filmischen Umsetzbarkeit ein "Erzählklima" für sein Filmprojekt herzustellen, wurde die Erzählung zur eigenständigen literarischen Darstellung des Traums vom besseren Leben.
Personen: Heidenreich, Gert
Sch Heide
Heidenreich, Gert:
¬Die¬ andere Heimat : Erzählung / Gert Heidenreich. - München : Knaur, 2013. - 127 S.
ISBN 978-3-426-28111-6 fest geb. : EUR 12,99
Roman für Erwachsene - Buch