Zwei 17-Jährige erleben in den frühen 1970er Jahren einen gemeinsamen Sommer, der sie für den Rest ihres Lebens prägt. (DR) "Freundschaft kann man genauso wenig erklären wie Liebe", meint der Ich-Erzähler in Hansjörg Schertenleibs Roman. Mehr als dreißig Jahre nach ihrem Kennenlernen treffen Hanspeter, ein gefeierter Schriftsteller, und Boyroth, ein abgehalfterter Lebenskünstler, einander an einem Züricher Imbissstand wieder. In Rückblenden nimmt Hanspeter den Leser mit in den Sommer 1974 - in eine Zeit, in der die beiden Jungen kaum etwas anderes als Musik, Motorräder, ersten Sex und Drogen im Sinn hatten. Der brave Lehrling Hanspeter und der charismatische Boyroth. Ein kongeniales Duo in der Schweiz der frühen 1970er Jahre. Die gemeinsame Abneigung gegen Kleinbürgerlichkeit und Normalität, die Sehnsucht nach Freiheit und nach einem Aufbruch in eine alles verheißende Zukunft verbindet die beiden. Hanspeter ist vom ersten Moment an von Boyroth fasziniert - Boyroth verkörpert alles, was Hanspeter sich ersehnt. Ein cooler, charismatischer, langhaariger, fußballbegeisterter Junge, der seine Mopeds frisiert und von den Mädchen angehimmelt wird. Eine Interrail-Reise gegen Ende des Sommers trennt die Freunde nur kurz voneinander. Boyroth wird in Hanspeters Abwesenheit in einen tragischen Unfall verwickelt, der ihn für den Rest seines Lebens aus der Bahn wirft. Eine Männerfreundschaft, beschrieben in intensiven Bildern und Wörtern. Jugendlicher Pathos und erwachsene Abgeklärtheit - eine vielschichtige Lektüre, die daran erinnert, wie das war, als einem die ganze Welt noch offenstand. *bn* Barbara Rieder

Personen: Schertenleib, Hansjörg