Die Florianis als typische österreichische Familie der Nachkriegszeit - erstmals veröffentlichte Skripte dieser Unterhaltungsserie im Radio Rot-Weiß-Rot. (DT) Unter "B" wie Bachmann stehen in den Bibliotheken "Das dreißigste Jahr", "Malina", hoffentlich auch der Gedichtband "Die gestundete Zeit". Jetzt sollte das vorliegende Buch dazukommen, dokumentiert es doch die Arbeit der Schriftstellerin beim Sender Rot-Weiß-Rot und damit ein weiteres Puzzle-Teil ihrer Biografie. Ihre Arbeit als Redakteurin beim Sender war ein Brot-Job, ließ ihr viel Freiheit, erste Folgen der Florianis entstanden, mussten einem Erziehungsauftrag gehorchen. Also braucht es dort den Onkel Guido, Mitläufer, Nazi, ja, aber kein großer halt. Dann die Frauen der bürgerlichen Familie, diese Rotzlöffel von Kindern, die den Papa nicht begrüßen, wenn er vom Amt nach Hause kommt. Österreichischer Alltag wird hier von Bachmann erzählt und das mit gar nicht verstecktem Humor, aber ohne allzu viel Zynismus. Die Zeichnung Onkel Guidos, des ehemaligen Nazis, gelingt der jungen Redakteurin: ein Verblendeter, ein Verkannter, ein Opportunist - eine Mischung, die auch heute noch aktuell ist, nein, heute aktueller denn je ist. Fragen wie die der Koeduktion, der Schmutz- und Schundkampagnen (1950) fließen in die Radiosendungen ein. Ein Band, den alle Bibliotheken erwerben sollten: die 1950er Jahre und ihre Unterhaltung, die Familien, ihre Idyllen und ihre Schatten. Ein Buch für Literaturkreise, für alle an Geschichte und Politik Interessierten und für alle Bachmann-LeserInnen sowieso. *bn* Christina Repolust
Personen: Bachmann, Ingeborg McVeigh, Joseph
Bachmann, Ingeborg:
¬Die¬ Radiofamilie / Ingeborg Bachmann. Hrsg. und mit einem Nachw. von Joseph McVeigh. - Berlin : Suhrkamp, 2011. - 410 S.
ISBN 978-3-518-42215-1 fest geb. : ca. ? 25,60
Epen, Märchen, epische Kleinformen - Signatur: DD Bachm - Buch