Mit Dramen kennt er sich aus, der vom Schicksal gebeutelte Ermittler aus Galway. (DR) Der ehemalige Polizist und jetzige Privatdetektiv aus Widerwillen ist trocken - und das schon ein halbes Jahr lang. Da es ihm ohnehin schlecht dabei geht, hat er auch das Koksen eingestellt, und so ist er dieses Mal ernsthaft mit Ermittlungsarbeiten beschäftigt. Ausgerechnet sein ehemaliger Drogendealer bittet um Hilfe: Seine Schwester ist an den Folgen eines Treppensturzes gestorben, doch er glaubt nicht an einen Unfall. Dann erfährt Jack Taylor von einer zweiten Studentin, die unter denselben Umständen gestorben ist. Auch bei ihr fand sich ein Band des irischen Dramatikers Synge. Sollte in Galway tatsächlich ein literaturbegeisterter Serienmörder umgehen? Obwohl Taylor bis zur letzten Seite nüchtern bleibt, dreht sich sein Denken immer wieder um Alkohol. Dass er den Bekannten seines Freundes Jeff nicht vor einer geheimen Bürgerwehr retten kann, liegt aber eher daran, dass er die Sache anfangs nicht allzu ernst nimmt. Auch sonst muss Taylor wieder einiges einstecken: Er wird schwer verprügelt, seinetwegen wird ein - wenn auch nicht unschuldiger - Mann getötet und seine Mutter, zu der er alles andere als ein inniges Verhältnis hat, landet als Pflegefall in einem zweitklassigen Heim. Doch das eigentliche Drama erwischt den ohnehin schon depressiven Ermittler erst am Ende der Geschichte - und davon wird er sich nicht so schnell erholen. Wie in den vier Bänden davor wird hier ein Irland fernab der Postkartenidylle gezeigt. Statt Elfen und Kobolde herrschen Todesfee Banshee und Katerstimmung. Doch der trockene Humor, von Harry Rowohlt kongenial ins Deutsche gerettet, bewahrt den zynischen Protagonisten davor, ins Weinerliche abzugleiten. Allen LiebhaberInnen ungewöhnlicher Krimis sehr zu empfehlen. *bn* Anita Ruckerbauer

Personen: Rowohlt, Harry Bruen, Ken