Elf Erzählungen, die Lebenslügen aufdecken und Ängste sezieren. (DR) "Gloria", der Titel gebende Auftakt in Dröschers Erzählband, weiß seine LeserInnen nach kurzer Zeit gefangenzunehmen. In schlichter, leicht poetischer und überaus entlarvender Sprache sieht sich die Hauptfigur darin mit ihren rassistischen Vorurteilen und deren Auswirkungen auf ihr Leben konfrontiert. Dabei ist Xenophobie freilich nicht das eigentliche Thema. Sie ist nur Ausdruck einer von Erzählung zu Erzählung variierten Form von Angst, die die jeweiligen Protagonisten dominiert. Egal ob in Sizilien, Australien oder Afrika, egal ob allein oder in Beziehung, egal ob männlich oder weiblich, erfolglos oder auf der Siegerstraße - keinen ihrer Protagonisten lässt Dröscher ungeschoren davonkommen. Sie alle haben eine Lektion zu lernen: über Objektivität und Offenheit, Autonomie und Anpassung, über Lähmungen, Lebenslügen und neue oder verpasste Chancen. Ob die Hauptfiguren in fine zu lernen fähig sind, gewillt, ihren beschränkten physischen und psychischen Bewegungsspielraum zu vergrößern, beantwortet nicht jede Erzählung. Aber Fragen aufzuwerfen, ist ohnehin ein größeres Verdienst in der Literatur, als die (oft nur vermeintlich) richtigen Antworten zu geben. *bn* Eva Unterhuber

Personen: Dröscher, Daniela