Über die Wechselwirkungen von Kultur, Denken und Sprache. (PK) Der Linguist Guy Deutscher, hierzulande vor allem bekannt durch sein Buch "Du Jane, ich Goethe: eine Geschichte der Sprache" (2008), beschreibt in dieser Studie, wie die Kultur einer Gemeinschaft ihre Sprache beeinflusst. Dabei beschäftigt er sich vor allem mit drei Bereichen. Erstens: Wie werden Farben dargestellt? Wie ist die zwischen einzelnen Völkern, aber auch zwischen Zeitepochen (z.B. der Zeit der Epen Homers und der Gegenwart) verschiedenartige Sensibilität für Farben erklärbar? Zweitens: Welche unterschiedlichen sprachlichen Muster für die Darstellung räumlicher Koordinaten gibt es? Wie prägt das Vorherrschen egozentrischer Kriterien (man beurteilt alles aus dem eigenen Blickwinkel und spricht zum Beispiel von links, rechts, vorne, hinten.) die Weltsicht, wie die Dominanz geographischer Kriterien (manche Völker legen über alles den Raster der Himmelsrichtungen)? Drittens: Was bedeutet es für die Assoziationsmöglichkeiten in einer Sprache, wie viele grammatische Geschlechter es in ihr gibt? Der Autor kann in seinem Text zeigen, dass es keine physiologischen Unterschiede zwischen den Menschen gibt, dass sich aber die Kultur einer Gemeinschaft in der Sprache widerspiegelt, und zwar in dem Sinn, dass sprachliche Konventionen Einflüsse auf das Denken ausüben können. Das alles klingt vielleicht sehr trocken und theoretisch, aber Deutscher macht es seinen LeserInnen durch die Art seiner Darstellung leicht: Er schreibt in einem unterhaltsamen, teilweise sehr ironisch gefärbten Stil und belegt seine Thesen mit amüsanten Beispielen. Zu Recht wurde dieses Buch zum Wissenschaftsbuch des Jahres 2011 (in der Kategorie "Geistes-/Sozial-/Kulturwissenschaften") gekürt. *bn* Franz Holztrattner

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Personen: Deutscher, Guy Pfeiffer, Martin

Interessenkreis: *P Literatur, Sprache, Bibliothek