In wahnhaftem Strich werden Textpassagen und Aphorismen Franz Kafkas illustratorisch interpretiert. (ab 16) (DR) Als einen ganz individuellen Kampf auf Leben und Tod hat Stefanie Harjes in einem Werkstattgespräch in der STUBE das Illustrieren für sich bezeichnet; als ein Ringen um jede Bildidee und deren Umsetzung. "Ach, lieber Franz", formuliert sie im Vorwort, "ich liebte und hasste Dich gleichzeitig, wenn Du mir immer wieder und wieder den Schlaf raubtest". "Verfluchter Selbstzweifel" sekundiert da Betty Protest. Gerade mit Hilfe dieser Alter Ego-Figur macht die Hamburger Künstlerin den Schaffensprozess während ihrer Arbeit an diesem Buch auch im Buch selbst sichtbar; so wie sie auch in der Bildgestaltung den Versuch und Neuversuch thematisiert: Durchgestrichene Passagen, Notizen, Skizzenhaftes, Übermaltes oder Variationen reihen sich zu den Bildanordnungen, die das ebenso faszinierende wie herausfordernde Miteinander einer intellektuellen Annäherung und eines intuitiv gelenkten Striches zeigen. Wie im von ihr beschriebenen "Wahn" scheinen die Bilder in wilder Form und Farbigkeit das Buch zu durchströmen - und bleiben doch dem Wunsch verpflichtet, der Beengtheit von Kafkas Welt Luft zu verschaffen, Positionen zu klären, Ausblicke wortwörtlich zu ermöglichen. Gerade dadurch wird insbesondere für Jugendliche eine neue Annäherung an Aspekte der Romane und Erzählungen möglich, die hier in kurzen Ausschnitten vor allem an die Seite von Aphorismen gestellt werden. Ein Meisterwerk. Sehr zu empfehlen ab 16 Jahren. *bn* Heidi Lexe

Personen: Kafka, Franz Harjes, Stefanie