Ausgezeichnete Kurzbiografie, die alle wichtigen Lebensstationen des Dichters beleuchtet und schlüssig mit seinem Werk verknüpft. (PL) Im Jahr 2010 jährte sich Tolstois Todestag zum hundertsten Mal. Aus diesem Anlass erschienen zahlreiche Publikationen und Neuübersetzungen der großen Romane. Graf Tolstoi entstammte einer der ältesten russischen Adelsfamilien mit besten Beziehungen zum Zarenhof. Nach einer standesgemäßen Erziehung und der Teilnahme am Krimkrieg avancierte er bald zu einem bekannten Autor. Nach seiner Eheschließung zog er mit seiner Frau auf das Landgut Jasnaja Poljana und beschäftigte sich intensiv mit der Verbesserung der Lebensumstände der einfachen Bauern. Hier entstanden auch die großen Romane "Krieg und Frieden" und "Anna Karenina". Trotz des Erfolges verfiel Tolstoi in Depressionen. Er machte sich schwere Vorwürfe, ein nutzloses Leben zu führen, und bezeichnete seine Romane sogar als "wortreichen Unsinn". Sein Ideal der Askese und Besitzlosigkeit führte zu schweren Spannungen mit seiner Frau, die ihm dreizehn Kinder gebar und fürchten musste, dass ihr Mann seinen gesamten Besitz verschenken könnte. Ulrich Schmid vermittelt in seiner Kurzbiografie ein anschauliches Bild des weltberühmten Dichters und dessen Kampf mit seinen widersprüchlichen Bestrebungen - einerseits das Ideal des einfachen Lebens, der Askese und andererseits eine starke Sinnlichkeit und die als schuldhaft empfundene Beschäftigung mit einer verfeinerten Literatur und Kultur. Schmid verknüpft plausibel Leben und Werk Tolstois und macht Lust, sich wieder oder auch erstmals mit seinem grandiosen Werk zu beschäftigen. Allen Bibliotheken wärmstens empfohlen. *bn* Ingrid Kainzner

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Personen: Schmid, Ulrich Tolstoi, Lew

Interessenkreis: *P Literatur, Sprache, Bibliothek