Spannende, gruselige und humorvolle Abenteuer in einer Welt, in der man lieber nicht leben möchte. (ab 12) (JE) Waisenjunge Rosamund Buchkind ist nach vielen Abenteuern (siehe Band 1: Der Findling) in Winstermill angekommen, um eine Ausbildung als Laternenanzünder zu machen. Gleich zu Beginn wird der schmächtige Junge mit seinen Kameraden in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt, als eine Kutsche mit Kalenden (eine Art weiblicher Monsterjäger-Geheimgesellschaft) von Monstern überfallen wird. Dabei macht er Bekanntschaft mit Threnody, die die erste weibliche Laternenanzünderin und für Rosamund bald eine ebenso anstrengende wie treue Kameradin wird. Und Freunde hat er bald dringend nötig, denn aufgrund von Intrigen wird die Ausbildung der Lehrlinge viel zu früh beendet und Rosamund zusammen mit Threnody zum entlegensten und gefährlichsten Gebiet des Landes geschickt. Es dauert nicht lange, da wird dieser Stützpunkt von Monstern überfallen und nur die beiden überleben das Massaker. Wieder zurück in Winstermill, wird Rosamund allerdings nicht für Heldentaten ausgezeichnet, sondern ganz im Gegenteil vor Gericht gestellt. Und die Anklage ist einfach ungeheuerlich. Der Australier David M. Cornish studierte Illustration und war immer schon fasziniert von fremden Welten. Mit "Monster Blood Tattoo" hat er eine ganz eigene kreiert, und das mit viel Liebe und Akribie bis ins letzte Detail. So finden sich im Anhang unter anderem neben dem genauen Dienstplan für Laternenanzünderlehrlinge, der Ausrüstung und der Auflistung und Beschreibung der verschiedenen Dienstgrade dieser Berufsgruppe auch der logisch durchdachte 16-Monate-Kalender des Halbkontinents. Ganze 52 Seiten umfassen die Begriffserklärungen, denn Cornish liebt es, allen Dingen und Wesen mindestens einen neuen Namen zu geben, manchmal auch mehr: "Ascheträger: auch Aschefahrer, Sack- und Knochen-Mann oder Muskeldieb ('Stärkestehler')" - glücklicherweise folgt dann die genauere Erklärung. Bei manchen Begriffen kommt man allerdings aus dem Blättern nicht mehr heraus: "Brütler: Gefäß, das Physikusse zur Aufbewahrung von Blut benutzen, gewöhnlich aus Glas oder Porzellan. Teratologen und Punktografen bewahren darin auch Cruor auf." Nicht mehr ganz taufrische Hirne wie das der Rezensentin werden dadurch immer wieder ganz empfindlich in einem sonst begeisterten Lesefluss gehemmt. Denn Rosamunds Erlebnisse sind ausgesprochen spannend, intelligent aufgebaut und mit einer ordentlichen Portion Humor gewürzt. Die zum Teil drastischen Schilderungen der Kämpfe sind wie einige der interessanten Illustrationen nichts für sensible Gemüter. Aber Cornish gibt seinen LeserInnen auch einigen Stoff zum Nachdenken, denn bereits im ersten Band kam Rosamund zur Erkenntnis, dass offensichtlich nicht alle Monster böse sind. Doch Ansichten wie diese sind in Rosamunds Welt lebensgefährlich. Wer übrigens Schwierigkeiten hat, sich an den Inhalt des ersten Bands zu erinnern, darf sich freuen: Zu Beginn gibt es eine kurze, aber ausreichende Zusammenfassung. Als Lesefutter der intelligenteren Sorte sehr zu empfehlen. *bn* Anita Ruckerbauer
Personen: Pfleiderer, Reiner Cornish, D. M.
Cornish, D. M.:
Monster Blood Tattoo : die Anklage / D. M. Cornish. Aus dem Engl. von Reiner Pfleiderer. Mit Ill. des Autors. - München : Hanser, 2010. - 725 S. : Ill.
ISBN 978-3-446-20984-8 fest geb. : ca. ? 18,40
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Corni - Buch