Kein Vampir, kein Werwolf und trotzdem nicht von dieser Welt - der Held der spannenden Geschichte ist ein Wechselbalg. (ab 12) (JE) Mackie Doyle ist nicht wie andere Jugendliche in seiner Stadt. Eisen und Stahl stellen für ihn eine lebensgefährliche Bedrohung dar, ebenso geweihte Erde. Und das geheim zu halten, ist nicht einfach, wenn der eigene Vater der Pfarrer der Stadt ist. Doch die Bewohner haben seit Generationen gelernt, nicht genau hinzusehen, wenn Seltsames passiert. Das ist der Preis dafür, dass es der Stadt gut geht. "Das war wie eine Art Kodex in dieser Stadt - man redete nicht darüber, man fragte nicht nach." Denn unter der Stadt gibt es noch eine andere Welt mit wandelnden Toten und einer grausamen Herrscherin, die ihre Macht aus den Gefühlen der Menschen zieht. Die wiederum arrangieren sich mit dieser anderen Welt, selbst wenn das bedeutet, dass alle paar Jahre ein kleines Kind verschwindet und durch einen Wechselbalg ersetzt wird - so wie Mackie. Der wünscht sich nichts sehnlicher, als irgendwann ein normales Leben führen zu können. Dann wird wieder ein kleines Mädchen ausgetauscht und Mackie steht vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er endlich für die Stadt Verantwortung übernehmen oder das Unaussprechliche geschehen lassen? Die junge Autorin nimmt die alten keltischen Sagen um die Wechselbälger als Ausgangspunkt für ihre Geschichte. Allerdings wurde hier der keltischen Anderswelt schon lange keine echte Aufmerksamkeit mehr zuteil, selbst das heilige Samhain verkam zum kommerziellen Halloween. Und so sind die Mächtigen der Anderswelt zusehends verkommen: Die einst mächtige irische Schlachtendämonin Morrigan erscheint jetzt als Mädchen; statt mit Streitaxt ist sie mit einer Puppe bewaffnet. Nur die Herrscherin klammert sich an alte Traditionen, die sie mit Menschenopfern aufrechtzuerhalten sucht. Die Geschichte wird ausschließlich aus der Sicht des Ich-Erzählers entwickelt, alle anderen Figuren kommen nur in direktem Kontakt mit ihm vor und bleiben deshalb etwas farblos. Trotzdem ist der amerikanischen Autorin in ihrem Erstlingswerk ein ebenso spannender wie schaurig-schöner Roman gelungen, der den Leser/die Leserin von Beginn an in seinen Bann zieht; das geschmackvoll gestaltete Cover stellt einen zusätzlichen Anreiz dar. Allen Bibliotheken zu empfehlen. *bn* Anita Ruckerbauer
Personen: Yovanoff, Brenna Komina, Jessika Knuffinke, Sandra
Yovanoff, Brenna:
Schweigt still die Nacht : Roman / Brenna Yovanoff. Übers. von Jessika Komina und Sandra Knuffinke. - Bindlach : Script5, 2011. - 366 S.
ISBN 978-3-8390-0127-1 fest geb. : ca. ? 18,50
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Yovan - Buch