Gerichtsstory in vertrauter Aufmachung. (DR) Der gerade von einem Medikamentenentzug zurückgekehrte Strafverteidiger Mickey Haller übernimmt einen Fall, um den sich die Medien reißen. Noch ahnt er nicht, dass er bei diesem Doppelmord nur eine Marionette ist: Während er die Fäden für sein Plädoyer spinnt, hat ihn hinter den Kulissen ein ganz anderer in der Hand. In geradliniger, schlichter Sprache ist die Schilderung der Ereignisse und Dialoge auch für reine Strandleser geeignet. Die Übersetzung flacht eine möglicherweise im Original vorhandene sprachliche Originalität ab. Insofern werden Freunde der eleganten Formulierung weniger glücklich damit sein. Über wohlbekannte Stereotypen der Unterhaltungsindustrie werden einige klassische Überzeugungen der amerikanischen Populärkultur transportiert: Man ist unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils, wer sich aufrichtig bemüht, kann sein Leben (inklusive Drogenabhängigkeit) in den Griff bekommen, Exfrauen sind fies, wenn sich die Väter um ihre Kinder bemühen wollen usw. Dabei marschiert ein Reigen an Figuren auf, die man aus dem Hauptabendprogramm kennt: der tüchtige Anwalt mit dem Sinn für Gerechtigkeit, der toughe Cop, der mächtige Filmboss, der unkonventionelle Privatdetektiv usw. Connelly führt uns mit teilweise ermüdender Detailfreude in die Abläufe eines Geschworenenprozesses ein, macht dabei aber deutlich, dass ein Gerichtsurteil kaum noch etwas mit Schuld oder Unschuld zu tun hat, sondern mit der Geschicklichkeit und Hartnäckigkeit, mit der Anklage und Verteidigung ihre Ziele verfolgen. Mit den stereotypen Figuren und der absehbaren Entwicklung des Plots, ist es eher ein Drehbuch als ein Roman. Fazit: Gute Hausmannskost für Gelegenheitsleser. *bn* Susanne Luger

Personen: Connelly, Michael Leeb, Sepp