Die berührende Geschichte zweier mutiger Frauen in Afghanistan vor dem Hintergrund politischer Unruhen. (DR) Einmal mehr gelingt es Khaled Hosseini nach seinem Bestsellerroman "Drachenläufer" ein authentisches Bild vom Leben im Afghanistan der letzten 40 Jahre zu zeichnen: In "Tausend strahlende Sonnen" verschränkt er den Alltag seiner Protagonistinnen unmittelbar mit der blutigen Geschichte des Landes unter dem Hindukusch. Mariam ist ein "harami", ein uneheliches Kind. Als ihre Mutter Selbstmord begeht, muss die aus ärmlichsten Verhältnissen stammende 15-Jährige den 30 Jahre älteren Raschid, einen Schuhmacher aus Kabul, heiraten, der sich, als die Ehe kinderlos bleibt, als jähzornig, gewalttätig und sadistisch entpuppt. Mariam fügt sich in dieses unterjochte Leben, bleibt im Haus, wie es Raschid von ihr verlangt, zeigt sich in der Öffentlichkeit nur tief verschleiert. Jahre später, die Sowjets sind bereits aus Kabul abgezogen und die Bevölkerung hat nunmehr unter den erbitterten Kämpfen, die unter den Mudschaheddin entbrannt sind, zu leiden, droht der aus einem gebildeten, liberalen Elternhaus stammenden Laila ein ähnliches Schicksal: Der Krieg fordert seine Opfer und auf einen Schlag ist da niemand mehr, der das intelligente Mädchen, dem ein gänzlich anderes Leben als Mariam beschieden schien, vor einer Heirat mit Raschid bewahren kann. Die Eltern tot und Tarik, ihr Tarik, Lailas bester Freund seit Kindertagen, auf der Flucht nach Pakistan bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen. So viel Leid, so große Trauer. Eindrücklich schildert Hosseini die tragischen Lebensumstände im krisengeschüttelten Afghanistan von der Machtübernahme der Kommunisten 1978, über den blutigen Bürgerkrieg unter den Gruppierungen der Mudschaheddin, den Siegeszug der Taliban in den 1990er Jahren, in dessen Folge die Frauen jeglicher Rechte beraubt werden, bis zur Vertreibung der Taliban durch die Einsatztruppe der USA und den ersten Bemühungen des Wiederaufbaus im Jahr 2003. Ein unendlich trauriges und zutiefst erschütterndes Buch, man liest von Raketenangriffen, Unterdrückung, Hunger, physischer und psychischer Gewalt. Aber da ist auch noch diese besondere Freundschaft zwischen diesen zwei so unterschiedlichen Frauen, die beide über sich hinauswachsen lässt. Sollten Sie diesen sehr empfehlenswerten, nachdenklich stimmenden Unterhaltungsroman, der einem wohl mehr vom Alltag in Afghanistan und dem historischen Hintergrund der Unruhen vermittelt als jede kurze Nachrichtenmeldung, noch nicht im Bestand haben, dann schnell zugreifen. *bn* Cornelia Gstöttinger

Personen: Hosseini, Khaled Windgassen, Michael