33 Unterhaltungen am Stammtisch der pensionierten Briefträger. (DR) Was sie nicht alles zusammentragen, auch wenn sie nichts mehr austragen, die mittlerweile pensionierten Briefträger des Vorgänger- und Erfolgsromans aus dem Jahr 1973: Bei ihren Stammtischsitzungen beim Wirt in Munderfing kommen die Sach- und Wortfunde auf den Tisch, da geht es um Gott und die Welt, Politik und Skandale, Renaissancepäpste und Kriminalität, Erotik und Latein und natürlich um den Zustand der Post und ihrer Nachfolgekonstrukte in Form von Postpartnern. Die Typen sind sich treu geblieben: der schlichte Nebenerwerbsbauer und Bierkenner Ürdinger, der dem Amourösen zugeneigte Feschak Blumauer und der bildungsbeflissene, intellektuelle, Geschichte und Altphilologie zugeneigte Deuth. Eine Statistenrolle darf die Kellnerin Resi spielen, die die drei mit Flüssigem und einfacher Kost versorgt. Blumauer entpuppt sich zudem als Hobbyschriftsteller, der an einem Erotikon schreibt, wofür ihm Deuth Informationen und Schreibtipps liefert. Ein Sexualdelikt, das einem Lateinlehrer die Frühpension bescherte, ist die Ausgangsbasis. Diese Geschichte ist Thema und Spannungselement einiger Stammtischsitzungen. Ansonsten wird alles Mögliche besprochen und beurteilt, assoziativ ergeben sich die Themen, es wird schwadroniert, lamentiert oder unglaublich gelehrt doziert. Matte Sprachkalauer wechseln mit geistvollen Sprachspielen und bildungsschwangeren etymologischen Erklärungen, historische Betrachtungen folgen leicht elegischen Abgesängen - etwa auf verschwundene Berufe und Sitten. Brandstetters Selbstzitate, Anspielungen und Polemiken machen den Text für literarische Insider vergnüglich. - Für LiebhaberInnen von Sprachhistörchen, Wortklaubereien und Sprachspielereien mit leichtem Hang zur Vergangenheitsverklärung. *bn* Fritz Popp

Personen: Brandstetter, Alois