Romanexperiment, das zwei eigenwillige Leben in den Fokus rückt. (DR) Im Zentrum der Handlung steht ein Mord, doch ist dieser Roman alles andere als eine herkömmliche Kriminalgeschichte. Das Werk ist in seiner Essenz ein Experiment. Zwei Charaktere mit scharfen Konturen und ausgeprägten Persönlichkeiten stehen sich zuerst ein wenig fremd und feindselig, dann jedoch mit notdürftig verborgenem Sympathiegefühl gegenüber: Ein ehemals erfolgreicher Mathematikprofessor, der des Mordes verdächtigt wird, und ein Staatsanwalt, der versucht, den Angeklagten zu überführen. Trotz eindringlicher Bemühungen ein Geständnis zu erzielen, scheitert der Staatsanwalt. Während der Verhöre treten die Charaktere und ihre Lebensläufe in aufeinanderfolgenden Bildern immer deutlicher ans Licht. Der Mathematikprofessor schildert aus seiner Sicht seinen erfolgreichen Aufstieg zum Universitätsprofessor. Dem Aufstieg folgte der tiefe Fall. Auch im Leben des Staatsanwaltes häufen sich erlittene Traumata und nicht aufgearbeitete Erfahrungen. Die Schilderungen scheuen vor Gewalt, Ekel und Leid nicht zurück, führen bisweilen tabulos in die dunkelsten menschlichen Abgründe. Die eingestreuten mathematischen Philosophien und Ausführungen hemmen den Lesefluss, sind bestenfalls für begeisterte Mathematiker von Interesse. Ein Roman für FreundInnen des zeitgenössischen literarischen Experiments, die vor der nicht immer erbaulichen Tiefe des menschlichen Lebens nicht zurückschrecken.
Personen: Wildenhain, Michael
Leseror. Aufstellung: Schöne Literatur
WIL
Wildenhain, Michael:
Die Erfindung der Null : Roman / Michael Wildenhain. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2020. - 295 S.
ISBN 978-3-608-98305-0 fest geb. : 22,00 EUR
Schöne Literatur - Buch